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Was Sie über den MaBiS-Hub wissen müssen

Was Sie über den MaBiS-Hub wissen müssen

Veröffentlicht: 15.9.2025

Ein zentrales Projekt, das die Prozesse der Marktkommunikation revolutionieren soll, ist die Einführung des MaBiS-Hubs

Die Zukunft der Marktkommunikation: Was Sie über den MaBiS-Hub wissen müssen

Die deutsche Energiemarktlandschaft steht vor einer bedeutenden Transformation. Ein zentrales Projekt, das die Prozesse der Marktkommunikation revolutionieren soll, ist die Einführung des MaBiS-Hubs (Marktkommunikations- und Bilanzierungs-System-Hub). Für alle Mitarbeiter in der Marktkommunikation von Energieversorgungsunternehmen ist es entscheidend, die Hintergründe, Ziele und die geplanten Veränderungen zu verstehen. Dieser Artikel bietet Ihnen einen Überblick über den aktuellen Stand und die Auswirkungen des MaBiS-Hubs.


Was ist der MaBiS-Hub?

Im Oktober 2024 eröffnete die Bundesnetzagentur (BNetzA) das Festlegungsverfahren für den MaBiS-Hub mit dem Ziel, die Marktregeln für die Bilanzkreisabrechnung Strom (MaBiS) durch neue technologische Möglichkeiten zukunftsfähig zu gestalten. Der Hub ist als ein bundesweit einheitliches und zentral gesteuertes System konzipiert. Seine Hauptfunktion ist die zentrale Aggregation bilanzierungsrelevanter Daten und die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung.

Die BNetzA verfolgt mit der Einführung des Hubs mehrere Kernziele:

  • Datenschutz: Ab 2030 soll eine pseudonymisierte Übermittlung von Zählerstands- und Lastgangdaten sichergestellt werden, um die Datenschutzvorgaben des MsbG und der DSGVO zu erfüllen. Der Hub verarbeitet die notwendigen Daten ausschließlich über die Marktlokations-ID (MaLo-ID) und kennt nicht den Endverbraucher, der sich dahinter verbirgt.
  • Entlastung der Marktpartner: Durch die Zentralisierung und Bündelung der Datenaggregation sollen manuelle Schritte in der Bilanzkreisabrechnung signifikant reduziert werden, was insbesondere die Netzbetreiber entlastet.
  • Modernisierung: Das Bilanzierungsverfahren soll durch die Einführung neuer digitaler Prozesse und moderner Kommunikationsstandards modernisiert werden, um eine „rollierende“ Abrechnung zu ermöglichen.
  • Datenqualität und Transparenz: Als „Single Point of Truth“ soll der Hub eine konsistente Datenbasis schaffen, die Fehlerquellen minimiert und die Qualität der Bilanzierungsdaten erhöht.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Der MaBiS-Hub wird voraussichtlich von den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) als Konsortium betrieben. Die ÜNBs sollen für den Aufbau, die Administration und die umfassende Messwertverarbeitung auf Ebene der Markt- und Netzlokation verantwortlich sein.

Folgende Rollen und Aufgaben sind für die Marktteilnehmer vorgesehen:

  • Messstellenbetreiber (MSB): Sie übermitteln die erforderlichen Messwerte an den Hub und sind weiterhin für die präzise Erhebung, die Ersatzwertbildung bei fehlenden Werten und die Bearbeitung von Klärfällen verantwortlich.
  • Verteilnetzbetreiber (VNB): VNBs stellen bilanzierungsrelevante Stammdaten bereit. Allerdings könnte die Einführung des Hubs dazu führen, dass die VNB ihre Rolle als primäre Ansprechpartner für Datenqualität und ihr detailliertes Wissen über die lokalen Netzbedingungen verlieren. Sie befürchten, dass sie weiterhin die wirtschaftliche Verantwortung für die Differenzbilanzierung tragen müssen, ohne die volle Kontrolle über die Prozesse zu haben.
  • Lieferanten (LF) und Bilanzkreisverantwortliche (BKV): Lieferanten erhalten über den Hub täglich Referenzprofile, die auf den tatsächlichen Viertelstundenwerten des Vortags basieren. Dies soll die Lastgangprognosen vereinfachen. Trotz dieser Vereinfachung müssen Lieferanten ihre internen Prognosefähigkeiten ausbauen, um die bereitgestellten Daten effektiv zu nutzen.

Herausforderungen und Risiken

Trotz der angestrebten Vereinfachungen gibt es erhebliche Bedenken und Herausforderungen.

  • Komplexität und Kosten: Die Einführung des MaBiS-Hubs wird mit erheblichen Kosten für alle Marktteilnehmer verbunden sein. Es gibt die Befürchtung, dass diese Investitionen nicht durch entsprechende Effizienzgewinne kompensiert werden.
  • Ambitionierter Zeitplan: Der geplante Produktivstart für die zweite Jahreshälfte 2028 gilt als äußerst ambitioniert. Die Marktpartner haben nur eine begrenzte Zeit, ihre IT-Systeme anzupassen. Ein Scheitern des Zeitplans könnte zu erheblichen finanziellen Verlusten führen, wie die Erfahrungen aus Finnland gezeigt haben.
  • Cybersicherheitsrisiko: Als zentraler Datenempfänger ist der Hub ein attraktives Ziel für Cyberangriffe. Eine erfolgreiche Attacke könnte die gesamte Strombilanzierung in Deutschland gefährden.
  • Marktverzerrungen: Es besteht die Sorge, dass der Hub sich zu einer „Regelenergie-Mine“ entwickeln könnte, wenn ÜNBs mit Regelenergieanbietern verflochten sind. Solche Interessenkonflikte könnten den fairen Wettbewerb verzerren.
  • Verlust lokaler Expertise: Die Zentralisierung der Prozesse könnte dazu führen, dass das wertvolle lokale Wissen der VNBs über ihre Netze und Kunden an Bedeutung verliert.

Blick in die Zukunft

Die Einführung des MaBiS-Hubs ist nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit, sondern eine strategische Chance zur Modernisierung der Energiemarktkommunikation. Für die Mitarbeiter in der Marktkommunikation bedeutet dies, sich frühzeitig mit den neuen Prozessen und Systemen auseinanderzusetzen. Die Anpassungsphase wird bis mindestens Ende 2029 andauern. Ein gestaffeltes Vorgehen bei der Einführung verschiedener Prozesse ist geplant, um die Umstellung nicht zu überlasten.

Abschließend ist es für den Erfolg des Projekts entscheidend, dass die ungelösten Fragen zu Governance, Haftung und einem realistischen Zeitplan geklärt werden, um das Vertrauen der Marktteilnehmer zu gewinnen und eine effiziente und sichere Energiemarktkommunikation zu gewährleisten.

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