Die Nutzung von Open-Source-Technologien zur Dekonstruktion der Komplexität in der Marktkommunikation (MaKo) und zur Steigerung der Entwicklungsfokussierung.
Die Struktur der deutschen Marktkommunikation (MaKo) präsentiert sich als ein vielschichtiges System, das durch eine Vielzahl regulatorischer Rahmenbedingungen, spezifischer EDIFACT-Formate und sich dynamisch entwickelnder BDEW-Spezifikationen determiniert wird. Dies impliziert für IT-Dienstleister im Energiesektor eine Verpflichtung zu einem erheblichen Aufwand im Hinblick auf den Aufbau von Spezialwissen, die Verlängerung von Entwicklungszyklen und die permanente Notwendigkeit der Systemaktualisierung. Die inhärente Komplexität bindet signifikante Ressourcen, die andernfalls für die Umsetzung innovativer Kundenlösungen zur Verfügung stünden.
Mit dem Willi-Mako-Client, einer unter der MIT-Lizenz geführten Open-Source-Initiative, wird ein innovativer und zugleich robuster Lösungsansatz bereitgestellt. Das Projekt fungiert über die reine Funktion einer Softwarebibliothek hinaus als ein digitaler Wissensspeicher für die Marktkommunikation, welcher das kumulierte Regelwerk des Energiemarktes aggregiert und Entwicklungsfachkräften in einer unmittelbar implementierbaren, validierten Struktur zugänglich macht.
Nahtlose Systemintegration und Wissensbereitstellung
Die primäre Relevanz des Willi-Mako-Clients manifestiert sich in seinen umfassenden Integrationskapazitäten. Die architektonische Ausrichtung verfolgt das strategische Ziel, das akkumulierte MaKo-Wissen nicht auf eine singuläre, monolithische Anwendung zu beschränken, sondern dessen Nutzung in nahezu allen etablierten IT-Plattformen von Energieversorgungsunternehmen zu gewährleisten. Dies transformiert das MaKo-Know-how von einer passiven, dokumentierten Spezifikation in eine aktive, ausführbare Komponente innerhalb der Unternehmens-IT.
Diese Methodik ermöglicht die Etablierung einer ad-hoc-Wissensbasis entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die über die spezifischen Anforderungen des MaKo-Fachbereichs hinausreicht und beispielsweise auch die Bereiche Kundenservice, Billing und Risikomanagement adressiert.
Erweiterte Applikationsbeispiele der IT-Integration:
- Low-Code-Automatisierungsumgebungen (n8n): Die Anbindung des Clients an Automatisierungstools, wie beispielsweise n8n, kann über standardisierte HTTP-Schnittstellen erfolgen. Dies gestattet die automatisierte Durchführung von Routinetätigkeiten, wie die präventive Validierung ein- und ausgehender Nachrichten vor deren Verarbeitung durch das Kernsystem. Ein typisches Szenario ist die sofortige Plausibilitätsprüfung von Messwerten in einer UTILMD- oder MSCONS-Nachricht beim Eingang, wodurch der Bedarf an spezialisiertem Fachwissen minimiert und die Fehlerquote in nachgelagerten Prozessen drastisch reduziert wird. Die einfache Konfigurierbarkeit der Endpunkte ermöglicht eine schnelle Reaktion auf neue regulatorische Anforderungen.
- Business Intelligence (Power BI, Tableau): Durch die Einbettung in BI-Systeme wird die direkte Visualisierung komplexer Marktkommunikationsdaten ermöglicht. Dies beinhaltet unter anderem die Konvertierung von MSCONS-Strukturen in leicht verständliche Zeitreihendaten für die Analyse des Lastgangverhaltens oder die umfassende Prozessanalyse von Wechselprozessen. Den Fachabteilungen wird auf diese Weise ein unmittelbar verwertbarer Einblick in MaKo-Abläufe gewährt, beispielsweise zur Messung der Durchlaufzeiten (SLA-Monitoring) von Nachrichten. Die Erstellung von Ad-hoc-Skripten durch dedizierte IT-Ressourcen zur Datenaufbereitung entfällt, da der Client die Komplexität der Quelldaten abstrahiert.
- Heterogene Entwicklungsumgebungen: Die dem Client zugrunde liegende modulare Architektur gewährleistet die problemlose Implementierung in gängige Skript- und Server-Umgebungen, einschließlich Python, Node.js und Shell-Skripte, die in modernen Energieversorgerlandschaften zum Einsatz kommen. Dies schließt auch moderne Microservices-Architekturen ein, in denen MaKo-Funktionen als dedizierte Container oder Serverless Functions betrieben werden können, um eine hohe Skalierbarkeit und Verfügbarkeit zu gewährleisten.
Folglich wird IT-Dienstleistern eine gesteigerte Agilität bei der Erfüllung von Kundenanforderungen ermöglicht, indem MaKo-Funktionalitäten als entkoppelte, servicefähige Komponente in ihre Gesamtlösungen integriert werden, anstatt sie redundanterweise neu entwickeln zu müssen. Diese Entkopplung stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der IT-Landschaft dar.
Automatisierte Tool-Generierung: Die Konzentration auf den Lösungsentwurf
Die Erstellung von Applikationen zur Verarbeitung von EDIFACT-Nachrichten ist traditionell mit einem signifikanten Ressourcenaufwand verknüpft, der aus der Notwendigkeit resultiert, komplexe BDEW-Spezifikationen, einschlägige Gesetzesgrundlagen und die proprietären Nachrichtenformate fehlerfrei zu implementieren und zu pflegen.
An diesem Punkt etabliert der Willi-Mako-Client einen Paradigmenwechsel, indem er die automatisierte Tool-Generierung ermöglicht. Das vollständige Expertenwissen bezüglich der Nachrichtenformate und Regelwerke ist im Client persistent gespeichert und wird unmittelbar für die Codegenerierung verfügbar gemacht, wodurch der Prozess von der Spezifikation zur funktionsfähigen Software signifikant verkürzt wird.
- Elementare Skriptfunktionalitäten: Es ist möglich, einfache Konvertierungsskripte zu generieren, die beispielsweise MSCONS-Daten in das benutzerfreundliche CSV-Format transformieren. Der generierte Code berücksichtigt automatisch die relevanten Segmente und Elemente der MSCONS-Struktur, ohne dass der Entwickler ein detailliertes Verständnis der internen Struktur besitzen muss. Die generierten Skripte können sofort in bestehende ETL-Strecken integriert werden.
- Abbildung komplexer Prozessketten: Die Funktion, vordefinierte Einzeltools in einer Pipe (Verkettung) zu sequenzieren, gestattet die effiziente Realisierung komplexer Prozessabläufe. Beispielsweise kann eine Kette aus "EDIFACT-Validierung", "Daten-Normierung" und "Output-Transformation" erstellt werden. Dies erlaubt die schnelle Erstellung von Prototypen für neue MaKo-Prozesse oder die reibungslose Migration von Altsystemen, indem alte Formate zuverlässig in neue Strukturen überführt werden.
Die Modernisierung des EDM-Systems ohne primäre BDEW-Analyse
Theoretisch eröffnet der Willi-Mako-Client die Option, mit einem vergleichsweise geringen Aufwand ein umfassendes EDM (Energiemanagement)-System neu zu konzipieren oder dessen Modernisierung voranzutreiben. Der Client agiert dabei als eine Art "MaKo-Engine", die alle relevanten Geschäftslogiken und Datenformate vorhält.
Der zentrale Mehrwert besteht darin, dass die Entwickler nicht verpflichtet sind, die BDEW-Spezifikationen eigenständig zu analysieren und zu interpretieren, da das Compliance-Wissen bereits im Tool verankert ist. Sie können auf die bereits im Client integrierte, durch die Community validierte Wissensbasis zurückgreifen. Dieser Ansatz resultiert nicht nur in einer substanziellen Zeitersparnis beim Aufbau von MaKo-Spezialwissen in den Entwicklungsteams, sondern führt auch zu einer signifikanten Reduktion des Implementierungsrisikos und der kontinuierlichen Wartungskosten. Entwicklungsressourcen können dadurch primär auf ihre Kernaufgaben fokussiert werden: die Entwicklung der übergeordneten Anwendung, der User Experience und die Optimierung der primären Geschäftsprozesse des Energieversorgers.
Fazit: Die Erzielung eines Wettbewerbsvorteils durch strukturierten Wissenstransfer
Für IT-Dienstleister stellt der Willi-Mako-Client ein signifikantes, strategisches Instrument dar, welches das Risiko der Abhängigkeit von hochspezialisierten und oft schwer zu rekrutierenden Fachexperten minimiert. Das Projekt wandelt die traditionelle Herausforderung, kostspieliges und schwer zugängliches MaKo-Spezialwissen aufzubauen, in einen skalierbaren, transparenten Open-Source-Ansatz.
Die erweiterten Integrationsmöglichkeiten gewährleisten die unternehmensweite Zugänglichkeit des MaKo-Wissens, indem sie dessen Nutzung über alle relevanten IT-Plattformen hinweg ermöglichen. Gleichzeitig beschleunigt die Funktion zur Tool-Generierung die Entwicklung robuster und compliance-gerechter MaKo-Lösungen substanziell.
Zur Steigerung der Effizienz, Fehlerfreiheit und Geschwindigkeit bei der Implementierung und Wartung von MaKo-Prozessen für Endkunden stellt der Willi-Mako-Client (abrufbar auf GitHub) eine folgerichtige, zukunftssichere Ergänzung der technologischen Infrastruktur dar.