Was erwartet uns zum Jahreswechsel?
Zum 1. Januar 2025 stehen in Deutschland erneut Anpassungen der Strompreise bevor. Diese Änderungen betreffen sowohl Umlagen als auch Netzentgelte, die zusammen einen wesentlichen Bestandteil der Stromkosten für Haushalte und Unternehmen ausmachen. Hinter den Zahlen stecken politische Entscheidungen, die zum Teil auf die Förderung der Energiewende abzielen. Dieser Beitrag gibt eine kompakte, aber verständliche Übersicht der wichtigsten Änderungen und ordnet diese in einen größeren Zusammenhang ein.
1. KWKG-Umlage: Klein, aber mit Signalwirkung
Die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) steigt von aktuell 0,275 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) auf 0,277 ct/kWh. Der Anstieg mag auf den ersten Blick marginal erscheinen – nur 0,002 ct/kWh –, doch steckt dahinter eine klare Botschaft: Die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung bleibt ein zentrales Element der deutschen Energiepolitik. Über diese Umlage finanzieren die Stromkunden die Förderung von Anlagen, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen. Effiziente Energieerzeugungssysteme wie diese sind ein Baustein zur Dekarbonisierung des Energiesystems.
Unterhaltsamer Vergleich:
Eine Erhöhung von 0,002 ct/kWh klingt nach wenig. Würde man aber jeden Cent dieser Erhöhung in 1-Cent-Münzen umrechnen und übereinander stapeln, wäre der Turm etwa 14-mal niedriger als eine handelsübliche Büroklammer.
2. Aufschlag für besondere Netznutzung (§ 19 StromNEV): Eine unsichtbare Last für alle
Hier wird es spürbar teurer: Der sogenannte „Aufschlag für besondere Netznutzung“ steigt von 0,643 ct/kWh auf 1,558 ct/kWh – eine Erhöhung um rund 142%. Dieser Aufschlag kompensiert die Mehrkosten der Netzbetreiber, die durch die Entlastung von energieintensiven Industriebetrieben und Kunden in Regionen mit starkem Ausbau erneuerbarer Energien entstehen.
Wer zahlt wie viel?
Je nach Verbrauchskategorie gibt es Unterschiede:
- Kategorie A (Haushalte & kleine Unternehmen, bis 1 GWh/Jahr): 1,558 ct/kWh
- Kategorie B (1 bis 10 GWh/Jahr): 0,05 ct/kWh
- Kategorie C (über 10 GWh/Jahr): 0,025 ct/kWh
Hintergrund:
Bis 2024 zahlten insbesondere Netzkunden in Regionen mit vielen Wind- und Solaranlagen höhere Netzentgelte. Ab 2025 werden diese Kosten nun deutschlandweit umgelegt, sodass nicht nur die Bewohner von “Windkraft-Hotspots” zur Kasse gebeten werden, sondern alle Stromkunden. Damit soll die Akzeptanz der Energiewende auch in den Ausbaugebieten steigen.
Unterhaltsamer Vergleich:
Die Erhöhung von 0,915 ct/kWh entspricht in etwa den Produktionskosten von zwei Blatt hochwertigem Recyclingpapier pro verbrauchter Kilowattstunde. Wer also 1.000 kWh pro Jahr verbraucht, bezahlt ab 2025 “zwei kleine Stapel Papier” mehr als zuvor.
3. Offshore-Netzumlage: Mehr Wind auf der Leitung
Die Offshore-Netzumlage steigt von 0,656 ct/kWh auf 0,816 ct/kWh. Über diese Umlage finanzieren die Stromkunden den Bau und Betrieb der Anbindungsleitungen, die Offshore-Windparks mit dem Festland verbinden. Auch Entschädigungszahlungen an Betreiber von Offshore-Anlagen bei Bauverzögerungen oder Störungen werden darüber abgewickelt.
Warum der Anstieg?
Mit dem wachsenden Offshore-Ausbau werden mehr Leitungen benötigt, die Kosten steigen. Zudem sind die Entschädigungszahlungen nach Verzögerungen bei der Anbindung in der Vergangenheit ein erheblicher Kostenfaktor.
Unterhaltsamer Vergleich:
Der Anstieg von 0,16 ct/kWh entspricht den Kosten für ein einzelnes Brötchen, wenn man 1.000 kWh pro Jahr verbraucht. Ein kleiner Betrag, der sich aber bei Millionen Verbrauchern zu einer erheblichen Summe aufaddiert.
4. Netzentgelte Strom: Das Puzzle wird neu zusammengesetzt
Die Netzentgelte – also die Gebühren, die Netzbetreiber für die Nutzung ihrer Infrastruktur verlangen – verändern sich regional unterschiedlich. Während in der Vergangenheit Regionen mit starkem Ausbau erneuerbarer Energien (wie Schleswig-Holstein) höhere Entgelte zahlten, wird dies ab 2025 durch den oben beschriebenen “Aufschlag für besondere Netznutzung” (siehe Punkt 2) teilweise abgefedert.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Die genaue Auswirkung auf die Stromrechnung hängt davon ab, wo man wohnt. Einige Netzbetreiber können die Netzentgelte senken, während andere sie anheben. Da die Netzbetreiber ihre Entgelte bereits im Oktober veröffentlichen mussten, kann jeder Haushalt schon jetzt prüfen, ob seine Region betroffen ist.
Unterhaltsamer Vergleich:
Die Netzentgelte sind wie ein Puzzle mit regionalen Unterschieden. Während einige Regionen ein paar Teile entfernen und das Bild einfacher machen, fügen andere neue Teile hinzu – und leider sind die neuen Teile oft teurer.
tl;dr Strompreis 2025 – Die Wellen schlagen höher
Für Haushalte und kleine Unternehmen bedeutet 2025 eine erneute Steigerung der Strompreise. Die Erhöhung der Offshore-Netzumlage, der KWKG-Umlage und insbesondere des “Aufschlags für besondere Netznutzung” führen zu höheren Kosten. Auch die regionalen Anpassungen der Netzentgelte könnten einige Haushalte treffen.
Was kann man tun?
- Stromverbrauch überprüfen: Wer weniger Strom verbraucht, spürt die Erhöhungen weniger stark.
- Wechsel des Anbieters: Einige Anbieter binden die Änderungen der Umlagen direkt in ihre Preise ein, andere garantieren feste Tarife. Ein Tarifvergleich lohnt sich.
- Energieeffizienz steigern: Investitionen in energieeffiziente Haushaltsgeräte zahlen sich jetzt umso mehr aus.
Schlusswort
Die Strompreisentwicklung zum Jahreswechsel 2025 zeigt, dass die Energiewende nicht nur durch politische Entscheidungen, sondern auch durch die Akzeptanz der Verbraucher getragen werden muss. Mit der Umverteilung der Netzkosten wird eine gerechtere Lastenverteilung angestrebt. Dennoch: Eine Stromrechnung, die höher ausfällt, bleibt eine Herausforderung. Haushalte sollten die neuen Umlagen kennen und darauf vorbereitet sein, wie diese ihre Kosten beeinflussen. Die Energiewende hat ihren Preis – aber sie hat auch ein Ziel.
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