Mit dem rasanten Fortschritt der Energiewende werden unsere Häuser nicht nur zu Wohnorten, sondern auch zu Mini-Kraftwerken und -speichern. Hierbei stehen private Wallboxen für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen in der vordersten Reihe. Diese Technologien sind ohne Frage essentiell für eine nachhaltige Zukunft, stellen aber gleichzeitig unsere Verteilnetze vor erhebliche Herausforderungen.

Strasse in der Energiewende

Wallboxen und Wärmepumpen sind typische Vertreter der “unkontrollierten Großverbraucher”. Sie ziehen teils immense Mengen an Strom, oft zu Spitzenzeiten, wenn beispielsweise viele Menschen nach Feierabend ihr Auto laden wollen. Dies kann zu einem ungleichmäßigen Verbrauch und dadurch zur Belastung des lokalen Netzes führen, was sich vor allem auf die Spannungsniveaus auswirkt.

Das Problem: Unsere Stromnetze sind über Jahrzehnte gewachsen und wurden für eine weniger dynamische Energieversorgung ausgelegt. Netzbetreiber stehen nun vor der Aufgabe, diese Strukturen zu modernisieren und an die neuen Verbrauchscharakteristika anzupassen.

Ein Werkzeug, das ihnen dabei zur Verfügung steht, ist im deutschen Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) unter §14a verankert. Dieser gibt den Netzbetreibern das Recht, in kritischen Netzsituationen einzugreifen und den Stromverbrauch steuerbarer Verbrauchseinrichtungen zu regulieren, indem sie zum Beispiel das Laden von Elektroautos oder den Betrieb von Wärmepumpen zeitlich verschieben. Der Paragraf ist ein Pfeil im Köcher der Netzbetreiber, der ihnen erlaubt, flexibel auf akute Engpässe zu reagieren – allerdings eher ein Rettungsanker für Notfälle als eine dauerhafte Lösung.

Denn die Regelung nach §14a des EnWG greift nur, wenn Netzprobleme sporadisch auftreten. Sollte es jedoch zu einer generellen Überlastung kommen, weil schlichtweg die Infrastruktur – die regelbaren Transformatoren – nicht ausreicht, um der steigenden Anzahl von Verbrauchern Herr zu werden, dann stoßen auch die Möglichkeiten des §14a an ihre Grenzen.

Was können Netzbetreiber also tun? Ein Ansatz ist die verstärkte Installation von regelbaren Ortsnetztransformatoren (rONT), die eine feinere Steuerung der Spannung ermöglichen und so einen sichereren und effizienteren Betrieb des Verteilnetzes gewährleisten. Des Weiteren ist der Ausbau der intelligenten Netze – der sogenannten Smart Grids – ein Muss, um die Flexibilität und die Kommunikation innerhalb des Netzes zu erhöhen und die Energieflüsse optimal zu steuern.

Doch diese Maßnahmen alleine werden nicht genügen, um die komplexen Herausforderungen, die sich mit der steigenden Anzahl von privaten Großverbrauchern ergeben, zu bewältigen. Wir müssen innovative Modelle und Technologien in Betracht ziehen und diese in unser Energiekonzept integrieren.

In unserem nächsten Blog-Artikel werden wir uns deshalb einer weiteren, vielversprechenden Lösung widmen: den Heimspeichern. Wir werden erforschen, wie diese Batteriespeichersysteme nicht nur Energie für den Eigenbedarf zu einem späteren Zeitpunkt bereitstellen können, sondern auch wie sie durch das Einspeisen von Energie ins Netz zur Stabilisierung der Spannungsniveaus beitragen können. Heimspeicher haben das Potenzial, das Rückgrat eines dezentralen, resilienten und nachhaltigen Energieversorgungssystems zu bilden – eine Vision, die es wert ist, genauer betrachtet zu werden.