Private Heimspeicher – bislang oft als Sinnbild individueller Energieautonomie gefeiert – stehen an der Schwelle zu einer neuen, wichtigen Rolle im kollektiven Energiesystem. Sie könnten dem Gedanken der Gemeinschaft mehr Gewicht verleihen und gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung unseres Stromnetzes leisten. Es geht um die Transformation vom “Egoismusbetrieb” hin zu Prosumern, die das Netz nicht nur nutzen, sondern aktiv unterstützen.
Heimspeicher sind bisher meist darauf ausgelegt, die Eigenversorgung mit Strom zu maximieren. Dies spielt insbesondere für Hausbesitzer mit Photovoltaikanlagen eine wichtige Rolle. Tagsüber erzeugter Solarstrom wird gespeichert und bei Bedarf, etwa nachts, verwendet. Diese Praxis reduziert zwar die Stromrechnung des Einzelnen, führt jedoch auch dazu, dass sich die Nutzer weniger an den Kosten beteiligen, welche die Instandhaltung und den Betrieb der Infrastruktur verursachen – schließlich wird ja weniger Strom aus dem Netz bezogen. Diese Kosten werden dadurch im Endeffekt auf die Allgemeinheit umgelegt.
Doch was, wenn Heimspeicher mehr könnten als nur ihren Besitzern zu dienen? Was, wenn sie das Spannungsniveau in den Verteilnetzen aktiv unterstützen könnten? Dieses Konzept könnte die Sichtweise auf Heimspeicher grundlegend ändern.
Die technischen Möglichkeiten hierfür sind bereits existent: Batteriespeicher überwachen fortwährend die Spannungsniveaus der einzelnen Phasen, da dies für ihren Routineladungs- und Entladungsprozess essentiell ist. Sollte die Spannung unter einen kritischen Wert sinken, der durch die Entfernung zum nächsten Transformator und vom Netzbetreiber festgesetzt wird, könnten Heimspeicher eingreifen.
Wie ein Schwarm von Helfern könnten sie kollektiv Energie ins Netz zurückspeisen, um einen Spannungseinbruch abzufedern und dadurch das Netz zu stützen. Dies wäre nicht nur ein technisches Unterfangen, sondern auch eine Frage der netzpolitischen Ausrichtung und der Marktdesigns. Speicherbetreiber müssten für diesen Dienst am Netzwerk angemessen vergütet werden, was sie zu einem wichtigen Teil des Energieversorgungssystems machen würde.
Die Vorteile einer solchen Vernetzung und gegenseitiger Unterstützung sind klar: Der Bedarf an zentralen Eingriffen und teuren netzstützenden Maßnahmen würde sinken. Die Investitionen der Heimspeicher-Besitzer würden nicht nur ihnen selbst, sondern der Allgemeinheit zu Gute kommen. Die Resilienz des Stromnetzes würde dank dieser dezentralen Energiereserven steigen.
Um dieses visionäre Modell in die Praxis umzusetzen, bedarf es allerdings klarer regulatorischer Rahmenbedingungen sowie innovativer technischer Lösungen, die einen sicheren und fairen Betrieb gewährleisten.
Im nächsten Blog-Artikel werden wir tiefer eintauchen in die technische Machbarkeit, regulatorische Herausforderungen und ökonomischen Anreize, die mit der Einbindung von Heimspeichern in das Energieversorgungssystem einhergehen. Wie verändern sich Geschäftsmodelle, wenn Speicher nicht nur für den Eigenverbrauch, sondern auch als Dienstleister für das Netzwerk genutzt werden? Wie kann eine solche Integration sowohl technisch als auch wirtschaftlich erfolgreich realisiert werden? Diese und weitere Fragen sind zentral für die Fortentwicklung unseres Energiesystems und werden Gegenstand unserer kommenden Betrachtungen sein.