Fachkräftemangel und Digitalisierung: Warum der Smart Meter Roll-Out stockt
Die IG BCE fordert aktuell eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent oder mindestens 350 Euro mehr für die rund 30.000 Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft. Die Branche, wirtschaftlich gut aufgestellt, soll ihre Mitarbeitenden stärker an den Gewinnen teilhaben lassen. Diese Forderungen stehen im Zusammenhang mit einem sich verschärfenden Fachkräftemangel, der besonders kritische Bereiche der Energiewirtschaft belastet. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 21. November anberaumt. (Meldung der DPA/Süddeutschen Zeitung)
Wenn der Mitarbeitermangel den Fortschritt bremst
In der Energiewirtschaft zeigt sich derzeit überdeutlich: Es fehlt nicht nur an erfahrenen, sondern auch an neuen Fachkräften, die digitale Projekte wie den Smart Meter Roll-Out vorantreiben könnten. Die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung sind entscheidende Hebel, um langfristig effiziente und nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. Doch gerade dieser Digitalisierungsschub wird durch den Fachkräftemangel stark ausgebremst.
Der flächendeckende Roll-Out von Smart Metern, die Energieverbräuche in Echtzeit messen und steuern können, sollte eigentlich längst Standard sein. Doch viele Unternehmen müssen ihre Ressourcen bündeln und dringend nötige Projekte aufschieben, weil qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, um sowohl die Umsetzung als auch den Betrieb dieser Technologien sicherzustellen. Der Bedarf an Fachpersonal für IT, Netzwerkinfrastruktur und spezialisierte Energie- und Elektrotechnik übersteigt das Angebot erheblich.
Arbeitsbedingungen als Schlüssel zur Zukunftssicherung
Die IG BCE erkennt in ihren Tarifverhandlungen die hohe Belastung und den Einsatz der Beschäftigten an und stellt ihre Forderungen als notwendigen Ausgleich dar. Eine bessere Entlohnung und faire Arbeitsbedingungen könnten dazu beitragen, mehr Menschen in die Branche zu ziehen und die vorhandenen Fachkräfte zu halten. Doch die Situation erfordert weit mehr als nur Gehaltserhöhungen. Die Ausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten müssen dringend ausgeweitet werden, um Fachkräfte auszubilden, die den Anforderungen des digitalen Wandels gewachsen sind.
Digitalisierung darf kein Luxusproblem werden
In der Energiewirtschaft zeichnet sich bereits heute ab, dass die Digitalisierung mit dem derzeitigen Personalmangel ins Hintertreffen gerät. Dabei ist sie eine Notwendigkeit, kein Luxus. Wenn Deutschland die Klimaziele erreichen und den CO₂-Ausstoß nachhaltig senken will, muss die Digitalisierung in der Energiewirtschaft mit Hochdruck vorangetrieben werden. Smart Meter, automatisierte Netzkontrollen und intelligente Netzsteuerungen sind Technologien, die einen enormen Beitrag zur Energiewende leisten können. Doch ohne die Menschen, die diese Technologien entwickeln, installieren und betreiben, bleiben diese Fortschritte reine Theorie.
Fazit: Die Energiewirtschaft am Scheideweg
Die kommenden Tarifverhandlungen werden zeigen, ob die Branche den Wert ihrer Mitarbeitenden erkennt und ob sie bereit ist, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Es bleibt zu hoffen, dass die Energiewirtschaft nicht nur finanziell, sondern auch strategisch in ihre Fachkräfte investiert. Denn nur so kann die dringend notwendige Digitalisierung gelingen und die Versorgungssicherheit für die Zukunft gewährleistet werden.