Wie Simple Zählerablesungen die Energiebranche transformieren.
In unserem digitalen Zeitalter nehmen digitale Identitäten eine zentrale Rolle in der Entflechtung und Rationalisierung energiespezifischer Geschäftsprozesse ein. Die Einfachheit und der geringe Wert einzelner Zählerablesungen geben uns den Schlüssel zu einem größeren Verständnis in die Hände: Jeder einzelne Zählerstand ist, obgleich nahezu wertlos, eine unverzichtbare Komponente im komplexen Mosaik des Strommarktes. Die kumulative Leistungsfähigkeit aller Zählerablesungen ermöglicht erst ein klares Bild der Stromerzeugung, -verteilung und -nutzung über definierte Zeiträume.
Die fortschrittliche Technologie von Smart Metern, die ein Ablesen der Zählerstände in nahezu Echtzeit zum Beispiel alle 15 Minuten erlauben, ist nur ein Beispiel für die Bemühungen um mehr Dynamik und Transparenz in der Energiewirtschaft. Im Zentrum dieser Bemühung steht das Energy Application Framework (EAF), ein innovatives Instrumentarium, welches den Rahmen für die Entwicklung von energiewirtschaftlichen Anwendungen wie dynamischen Tarifierungsmodellen und Peer-to-Peer-Energiehandel bildet.
Das EAF nutzt digitale Identitäten zweifach: Zum einen wird jede Zählerablesung vom Zähler selbst signiert, was dem Energieanbieter, Messstellenbetreiber oder Netzbetreiber eine Überprüfung der Authentizität ermöglicht. Zum anderen zeichnet der Empfänger des Zählerstandes – gleich ob Stromlieferant, Messstellenbetreiber oder Netzbetreiber – mit seiner digitalen Identität für die Bestätigung des Erhalts und die Bearbeitung. Er agiert darin als Aggregator, der die einzelnen Werte aufnimmt, sie zusammenfasst und nach Marktregeln behandelt.
Ein klarer Gewinner dieser Entwicklung ist der Endverbraucher, der Stromkunde, dem durch einen derart digitalisierten Vorgang die Möglichkeit zur automatischen Kontrolle seiner Abrechnungen gegeben wird. Einige Anbieter nutzen dies bereits für dynamische Stromtarife. Die vollständige Digitalisierung – auch im Hinblick auf digitale Empfangsbestätigungen – stellt für viele eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar, besonders dann, wenn man sich die Möglichkeit offenhält, Abrechnungen zu einem späteren Zeitpunkt noch zu korrigieren.
Unified Power Market (UPM)
Die umfassende Vision hinter der Anwendung digitaler Identitäten in der Energiewirtschaft reicht weit über nationale Grenzen und herkömmliche Marktkonzepte hinaus. Im Zentrum dieser revolutionären Idee steht der Unified Power Market (UPM), ein global standardisierter Energiemarkt, der Effizienz und Sicherheit auf ein neues Niveau heben soll. Die Schaffung eines solchen Marktes basiert auf der Erkenntnis, dass Standardisierung und Koordination notwendig sind, um dem globalen Handel mit Energie eine solide und verlässliche Struktur zu verleihen.
Der Ansatz des UPM ist es, durch standardisierte Protokolle und gemeinsame Rahmenbedingungen einen nahtlosen, grenzüberschreitenden Handel zu ermöglichen. Die Anwendung digitaler Identitäten ist hier ein entscheidender Baustein, da sie die Grundlage für ein Höchstmaß an Transparenz und Rückverfolgbarkeit legt. So wird jeder Stromzähler, jeder Netzbetreiber und jeder Energieerzeuger Teil eines umfassenden Systems, in dem Zählerstände nicht nur lokal Bedeutung haben, sondern weltweit in Echtzeit ausgewertet und genutzt werden können.
Deutschland, mit seinem derzeitigen Ansatz im Stromhandel, könnte von einer solchen international vereinheitlichten Struktur enorm profitieren. Derzeit werden hierzulande enorme Summen in Smart-Meter-Infrastrukturen investiert, ohne dass eine echte Standardisierung und somit ein effizienter Einsatz dieser Technologien gewährleistet ist. Die Kosten, die mit der Installation und Wartung dieser intelligenten Messsysteme verbunden sind, gelten vielmehr als “Wucherkosten”, zumal der tatsächliche Nutzen für den Endverbraucher noch nicht konkret spürbar ist.
Darüber hinaus bergen die bestehenden Strukturen Risiken, wie jene “latent unterdeckten Bilanzkreise”, bei denen die Gefahr eines nationalen Blackouts durch die mangelnde Abstimmung zwischen Erzeugung und Verbrauch besteht. Ein UPM hingegen impliziert ein robustes, resilientes System, das solche Risiken von vornherein minimieren würde. Die automatisierte und standardisierte Verarbeitung und Bestätigung von Zählerständen in Echtzeit, ermöglicht durch digitale Identitäten, könnte signifikant zu einem sicheren und ausfallsicheren Energiemarkt beitragen.
Letztlich steht der Unified Power Market als Inbegriff für die Zukunft des Energiehandels, in der bilaterale Übereinkünfte und national begrenzte Systeme durch ein globales Netz an Transaktionen ersetzt werden, das auf digitaler Verifiability, Interoperabilität und gleichzeitig auf lokaler Autonomie basiert. Dies führt nicht nur zu erhöhter Effizienz und Kostensenkung im internationalen Energiehandel, sondern trägt auch entscheidend zur Stabilität und zur Sicherheit der Stromnetze weltweit bei. In diesem Kontext sind digitale Identitäten nicht bloß ein technologisches Werkzeug, sondern fundamentaler Bestandteil auf dem Weg zu einem intelligenten, nachhaltigen und krisenresistenten Energiesystem.
Fortschritt
Der Fortschritt hin zu einer Automatisierung nicht nur der Datenablesung, sondern auch deren Verarbeitung, öffnet die Tür zu neuen Möglichkeiten wie dynamischen Tarifwechseln, Energiegemeinschaften und fortgeschrittenen Stromhandelskonzepten. Die Bedeutung von digitalen Identitäten erstreckt sich zudem in Bereiche wie das Carbon-Accounting, ein echtes Thema von öffentlichem Interesse, dass wir in unserem nächsten Beitrag näher beleuchten werden, gerade auch im Kontext der Forschung der STROMDAO im Rahmen des AP8 von ID-Ideal.
Alle Zeichen stehen auf Fortschritt: Der Netzanschluss wird zum “Self-Sovereign” Akteur, und Stromkunden rücken näher an die Idee von einer individualisierten, transparenten und fairen Energieversorgung – ein digitalisiertes Netz, das nicht nur effizienter, sondern auch gerechter sein kann.
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