Erneuerbare Energien dominieren Deutschlands Strommix: Ein Rückblick auf 2024

Windkraft bleibt wichtigste Stromquelle, Solarenergie legt stark zu

2024 war ein weiteres Jahr des Fortschritts für erneuerbare Energien in Deutschland. Mit einem Anteil von 56% am Strommix aus der Steckdose und 58,6% an der gesamten Netto-Stromerzeugung, inklusive Eigenstromerzeugung der Industrie, spielten sie eine dominierende Rolle. Doch es gab auch Herausforderungen, insbesondere beim Ausbau der Windenergie.

Windenergie: Leichter Rückgang trotz Spitzenposition

Windkraft an Land schwächelt, Offshore-Wind legt leicht zu

Obwohl die Windkraft mit 136,4 TWh und einem Anteil von 33% an der öffentlichen Stromerzeugung weiterhin die wichtigste Energiequelle war, verzeichnete sie im Vergleich zum Vorjahr (139 TWh) einen leichten Rückgang. Die Produktion an Land sank auf 110,7 TWh (2023: 115,9 TWh), während Offshore-Anlagen einen leichten Zuwachs auf 25,7 TWh (2023: 23,5 TWh) verzeichneten. Der Ausbau hinkt den Zielen hinterher: Bis November wurden nur 2,4 GW Onshore-Windenergie zugebaut, geplant waren 7 GW. Offshore-Windenergie schnitt mit einem Zubau von 0,7 GW etwas besser ab, bleibt aber ebenfalls hinter den jährlichen Zielen von 5-7 GW bis 2026 und dem Gesamtziel von 30 GW bis 2030 zurück.

Solarenergie: Boom setzt sich fort

Photovoltaik-Ausbau übertrifft Erwartungen

Die Solarenergie verzeichnete 2024 erneut ein starkes Wachstum. Mit einer Produktion von ca. 72,2 TWh, davon 59,8 TWh Einspeisung ins öffentliche Netz und 12,4 TWh Eigenverbrauch, stieg die Gesamtproduktion um etwa 10,8 TWh oder 18% gegenüber dem Vorjahr. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 14%. Der Juli war mit 10,3 TWh der Monat mit der höchsten Solarstromerzeugung. Der Ausbau der Photovoltaik übertraf 2024, wie schon 2023, die Ziele der Bundesregierung. Statt der geplanten 13 GW wurden bereits bis November 13,3 GW zugebaut, für das Gesamtjahr werden 15,9 GW erwartet. Der PV-Zubau in Deutschland bleibt also weiterhin zweistellig.

Wasserkraft und Biomasse: Konstante Beiträge

Wasserkraft stagniert, Biomasse bleibt stabil

Die Wasserkraft lieferte mit 21,7 TWh einen ähnlichen Beitrag wie im Vorjahr (19,1 TWh). Die installierte Leistung der Laufwasserkraftwerke beträgt 6,4 GW. Die Biomasse trug 36 TWh zur Stromerzeugung bei, die installierte Leistung blieb mit 9,1 GW unverändert.

Erneuerbare Energien und CO2-Emissionen: Ein positiver Trend

Stromerzeugung wird immer CO2-ärmer

Insgesamt erzeugten die erneuerbaren Energien im Jahr 2024 rund 275,2 TWh Strom, ein Anstieg von 4,4% gegenüber dem Vorjahr (267 TWh). Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung ist die Stromerzeugung so CO2-arm wie nie zuvor. Seit 2014 haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung halbiert (von 312 auf rund 152 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr). Die CO2-Emissionen der deutschen Stromerzeugung lagen 58% niedriger als zu Beginn der Datenerhebung im Jahr 1990.

Netzauslastung und Batteriespeicher: Wichtige Entwicklungen

Steigende Netzauslastung und rasanter Ausbau von Batteriespeichern

Die Last im Stromnetz lag mit 462 TWh leicht über dem Niveau des Vorjahres (458 TWh). Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Eigenverbrauch von Solarstrom auf rund 12,4 TWh gestiegen ist. Dieser selbsterzeugte Strom zählt zwar nicht zur Last nach der Definition, deutet aber auf einen insgesamt gestiegenen Stromverbrauch hin. Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energien steigt auch der Bedarf an Speicherkapazität. Insbesondere dezentrale Batteriespeicher sind geeignet, die Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu puffern. Daher werden neue Photovoltaikanlagen in privaten Haushalten oft zusammen mit einem Heimspeicher installiert. Die installierte Batteriekapazität stieg stark auf 12,1 GW (8,6 GW im Jahr 2023), die Speicherkapazität erhöhte sich von 12,7 GWh auf 17,7 GWh. Die Kapazität der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 10 GW.

Erstes Jahr ohne Atomkraft, Kohlekraft weiter rückläufig

Atomkraft ersetzt, Kohlekraft auf dem Rückzug

2024 war das erste volle Jahr ohne eigene Stromerzeugung aus Atomkraft seit 1962, nachdem im April 2023 die letzten drei Kernkraftwerke Emsland A, Neckarwestheim 2 und Isar 2 abgeschaltet wurden. In ihrem letzten Betriebsjahr lieferten sie 6,3% der öffentlichen Stromerzeugung. Diese wurde energetisch durch die Erzeugung aus erneuerbaren Energien ersetzt. Die öffentliche Nettostromerzeugung aus deutschen Kohlekraftwerken ging weiter zurück: Braunkohle lieferte 71,1 TWh, das sind 8,4% weniger als im Vorjahr (77,6 TWh). Hinzu kamen 1,3 TWh für den industriellen Eigenverbrauch. Noch stärker sank die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken: Sie lieferten 24,2 TWh, ein Minus von 27,6% gegenüber 2023 (33,4 TWh), für den industriellen Eigenverbrauch wurde keine Steinkohle eingesetzt. Für historische Vergleiche muss die Bruttostromerzeugung betrachtet werden, da es erst seit 2002 Zahlen zur Nettostromerzeugung gibt. Die Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle zusammen wird bei rund 108 TWh liegen. Ein solch niedriges Niveau gab es in Deutschland zuletzt im Jahr 1957.

Erdgas, Stromexport und Börsenstrompreis: Einflussfaktoren

Erdgas legt zu, Importüberschuss steigt, Börsenstrompreis sinkt

Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung stieg um 9,5% auf 48,4 TWh für die öffentliche Stromversorgung. Zudem trug es 25,6 TWh zur industriellen Eigenversorgung bei. 2023 verzeichnete Deutschland erstmals einen Importüberschuss von 9,2 TWh, der vor allem auf die niedrigeren Stromerzeugungskosten in europäischen Nachbarländern im Sommer und die hohen Kosten für CO2-Zertifikate zurückzuführen war. 2024 stiegen die Importe insbesondere aufgrund der niedrigen Strompreise der Nachbarländer im Sommer, was zu einem Überschuss von 24,9 TWh führte. Die wichtigsten Importländer waren Frankreich (Überschuss 12,9 TWh), Dänemark (12,0 TWh), die Schweiz (7,1 TWh) und Norwegen (5,8 TWh). Deutschland exportierte Strom im Überschuss nach Österreich (7,4 TWh), Polen (3,5 TWh), Luxemburg (3,5 TWh) und Tschechien (2,8 TWh). Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead-Börsenstrompreis sank um 15,5% auf 78,01 €/MWh oder 7,8 ct/kWh (2023: 92,29 €/MWh oder 9,23 ct/kWh).

tl;dr

2024 war ein Jahr mit positiven Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland. Während die Windkraft leicht schwächelte, setzte sich der Boom der Solarenergie fort. Die CO2-Emissionen der Stromerzeugung sanken weiter, und der Ausbau der Batteriespeicher nahm Fahrt auf. Herausforderungen bleiben jedoch beim Ausbau der Windenergie und der Integration der steigenden Anteile erneuerbarer Energien ins Stromnetz.

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