Der Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie: Was wir aus der Geschichte lernen können
In unserem Blog beschäftigen wir uns oft mit den Vor- und Nachteilen staatlicher Subventionen. Dabei stellt sich häufig die Frage: Was passiert, wenn politische Entscheidungen nicht langfristig und strategisch getroffen werden, sondern durch kurzfristige Interessen und Lobbyeinflüsse geprägt sind? Die Geschichte der deutschen Solarindustrie ist ein bemerkenswertes Beispiel, das zeigt, wie entscheidend politische Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer Branche sein können.
Ein empfehlenswertes Video von Simplicissimus beleuchtet die beeindruckende Geschichte von Frank Asbeck und seiner Firma SolarWorld sowie den dramatischen Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie.
Der Boom der 2000er Jahre
Mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und der Einspeisevergütung erlebte Deutschland in den 2000er Jahren einen Solar-Boom. Die klare politische Unterstützung für erneuerbare Energien machte das Land zum globalen Vorreiter. Deutsche Unternehmen wie SolarWorld wurden zu Giganten, und die Solarbranche schuf über 100.000 Arbeitsplätze – viele davon in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands.
Der Anfang vom Ende: Politische Entscheidungen und internationale Konkurrenz
Doch dieser Erfolg war nicht von Dauer. Die schwarz-gelbe Koalition unter Angela Merkel und der FDP begann, die Förderung der Solarbranche zu kürzen – mit dem Ziel, die Strompreise zu senken. Gleichzeitig stieg China aggressiv in den Solarmarkt ein. Durch massive staatliche Subventionen und Preisdumping erlangten chinesische Unternehmen schnell die Oberhand.
Die Folgen für die deutsche Solarindustrie waren verheerend: Eine Pleitewelle erfasste die Branche, und tausende Arbeitsplätze gingen verloren. Unternehmen wie SolarWorld konnten dem Druck nicht standhalten, und Deutschland verlor seine Führungsrolle im Solarsektor.
Versuche, die Branche zu retten
Obwohl Peter Altmaier, damals Umweltminister, sich bemühte, den Niedergang aufzuhalten, erwiesen sich die Kürzungen und der internationale Wettbewerb als zu stark. Die EEG-Umlage stieg weiter, und der anfängliche Schwung der deutschen Energiewende wurde ausgebremst.
Heute hat die deutsche Solarindustrie ihre weltweite Dominanz eingebüßt und konzentriert sich auf Innovationen und Nischenmärkte. Der globale Markt wird mittlerweile von chinesischen Unternehmen dominiert, die weiterhin durch staatliche Unterstützung profitieren.
Lektionen für die Zukunft
Die Geschichte der deutschen Solarindustrie zeigt, wie wichtig ein stabiles und langfristiges politisches Fundament für die Förderung zukunftsweisender Technologien ist. Kurzsichtige Entscheidungen und der Verzicht auf strategischen Schutz einer aufstrebenden Branche können langfristig hohen Schaden anrichten – für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Energiewende.
Wenn Deutschland in der globalen Energiewende wieder eine führende Rolle spielen möchte, braucht es nicht nur Innovationen, sondern auch eine vorausschauende und nachhaltige Industriepolitik. Es bleibt zu hoffen, dass die Fehler der Vergangenheit als Lehre für die Zukunft dienen.
Das Video von Simplicissimus bietet eine spannende und lehrreiche Perspektive auf dieses Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte und ist definitiv einen Blick wert!
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