Stellen Sie sich vor, Sie sind ein mittelständischer Unternehmer, der die Energiekosten seines Unternehmens langfristig stabilisieren möchte. Bisher waren die Energiekosten durch die Schwankungen der Strompreise an der Börse ständig in Bewegung. Planbarkeit? Fehlanzeige. Aber dann hören Sie von einer Möglichkeit, sich von diesen Preisschwankungen unabhängig zu machen – der Abschluss eines sogenannten „Power Purchase Agreements“, kurz PPA. Doch was genau verbirgt sich dahinter?

Ein Blick hinter die Kulissen: Was ist ein PPA?

Ein PPA ist ein direkter Stromliefervertrag zwischen einem Stromabnehmer (z. B. ein Unternehmen) und einem Betreiber einer Erneuerbare-Energien-Anlage (z. B. einer Wind- oder Solaranlage). Anstatt den Strom über einen klassischen Energieversorger zu beziehen, schließt das Unternehmen direkt einen Vertrag mit dem Anlagenbetreiber ab. Das Besondere daran: Der Preis wird über die Laufzeit des Vertrages hinweg fixiert. Das gibt Planungssicherheit und kann oft sogar günstiger sein als die Preise, die über den herkömmlichen Strommarkt anfallen.

Unterschiedliche Arten von PPAs

Je nach Struktur des Vertrags und der Art der Stromlieferung unterscheidet man verschiedene PPA-Typen. Zwei zentrale Unterscheidungen sind:

1. Corporate PPA vs. Utility PPA
Ein Corporate PPA wird direkt zwischen einem Unternehmen und einem Anlagenbetreiber geschlossen. Der Strom fließt physisch oder bilanziell direkt an das Unternehmen. Im Gegensatz dazu steht das Utility PPA, bei dem der Strom an einen Energieversorger verkauft wird, der ihn wiederum an seine Kunden weitergibt.

2. Physikalisches PPA vs. Finanzielles PPA
Bei einem physikalischen PPA wird der Strom tatsächlich an das Unternehmen geliefert. Beim finanziellen PPA handelt es sich eher um eine Art Absicherungsinstrument. Hierbei wird ein fester Strompreis vereinbart, der dann mit den täglichen Börsenpreisen verrechnet wird – ohne dass der physische Stromfluss direkt zum Abnehmer erfolgt.

Voll- oder Teilversorgung: Welche Optionen gibt es?

Abhängig von der Bezugsmenge des Stroms unterscheidet man zwischen einer Vollversorgung und einer Teilversorgung.

  • Teilversorgung: Das Unternehmen deckt nur einen Teil seines Strombedarfs über ein PPA, während der Rest über den klassischen Energieversorger abgedeckt wird. Diese Variante ermöglicht es Unternehmen, erste Erfahrungen mit PPAs zu sammeln.
  • Vollversorgung: Hierbei wird der gesamte Strombedarf eines Unternehmens über PPAs gedeckt. Um eine hohe zeitliche Deckung des Stromverbrauchs sicherzustellen, wird oft eine Kombination aus verschiedenen Wind- und Solaranlagen genutzt.

Wie entsteht der PPA-Preis?

Ein entscheidender Punkt bei PPAs ist der Preis. Anders als beim klassischen Strombezug ist der Preis im PPA verhandelbar und transparent. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  1. Börsenpreis als Obergrenze: Der Preis orientiert sich an den Börsenpreisen für Strom (Base- und Peak-Preise), die in sogenannten Futures für die kommenden Jahre gehandelt werden. Dies gibt eine Orientierung für den maximal akzeptablen Preis.
  2. Einspeisevergütung als Untergrenze: Für Anlagen, die noch Anspruch auf die EEG-Vergütung haben, bildet diese den Mindestpreis, den der Betreiber akzeptieren wird.
  3. Marktwert der Anlage: Betreiber schätzen, welchen Preis sie für den Strom an der Börse erzielen könnten. Dieser liegt meist zwischen 60-85 % des Base-Preises, je nachdem ob es sich um Wind- oder Solarstrom handelt.

Was passiert mit Überschuss- und Reststrommengen?

Bei einer Vollversorgung können durch die unterschiedlichen Verbrauchs- und Erzeugungsprofile von Unternehmen und Anlagen Überschüsse oder Restmengen entstehen:

  • Überschussmengen: Diese entstehen, wenn mehr Strom produziert als verbraucht wird. Diese Überschüsse werden in der Regel an der Strombörse verkauft.
  • Reststrommengen: Wenn der Verbrauch des Unternehmens die Stromproduktion übersteigt, muss zusätzlicher Strom am Markt zugekauft werden. Da dieser Strom zu tagesaktuellen Preisen gekauft wird, beeinflusst er den finalen Strompreis des Unternehmens.

Warum sind PPAs oft günstiger?

Der größte Vorteil von PPAs liegt darin, dass Unternehmen mit einem PPA die Marge einsparen, die bei einem klassischen Energieversorger auf den Strompreis aufgeschlagen wird. Bei einem PPA erfolgt die Kalkulation der Preise transparent und ist für den Abnehmer nachvollziehbar. Zudem profitieren Unternehmen von den günstigeren Produktionskosten von Wind- und Solarstrom im Vergleich zu fossilen Energien. Dadurch können die Stromkosten um 10-20 % unter den herkömmlichen Preisen liegen.

tl;dr Grüner Strom mit doppeltem Vorteil

PPAs bieten Unternehmen eine attraktive Alternative zur klassischen Strombeschaffung. Neben der Planungssicherheit durch feste Preise bietet ein PPA auch die Möglichkeit, die Stromkosten nachhaltig zu senken. Hinzu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit: Der Bezug von Strom direkt aus erneuerbaren Energiequellen trägt zur CO₂-Reduktion bei und stärkt das ökologische Profil des Unternehmens.

Unternehmen, die ihren Strombedarf mit Hilfe von PPAs decken, können so nicht nur langfristig Kosten sparen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Der direkte Zugang zu den Erzeugungsanlagen schafft zusätzliche Transparenz und macht den Energiebezug für Unternehmen greifbarer. Wenn Sie als Unternehmen überlegen, sich unabhängiger vom Strommarkt zu machen, könnte ein PPA die passende Lösung für Sie sein.

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