Was Trumps energiepolitischer Kurs für die Energiewende für Europa/Deutschland bedeuten könnte

Die jüngsten Einschätzungen von Wood Mackenzie zu den möglichen Auswirkungen einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump auf die US-Energiepolitik werfen auch aus deutscher Perspektive spannende Fragen auf. Der Kurs der Vereinigten Staaten könnte dabei nicht nur globale Klimaziele gefährden, sondern auch Europas Energiemarkt und Handelsbeziehungen beeinflussen.

Rückschritt in der US-Energiepolitik – Konsequenzen für den Klimaschutz

Mit einer republikanischen Regierung unter Trump ist ein deutlicher Schwenk von den bisherigen Klimazielen zu erwarten. Die USA könnten aus dem Pariser Abkommen aussteigen, Umweltregulierungen lockern und erneuerbare Energien weniger stark fördern. Trotz dieser politischen Gegenwinde sieht Wood Mackenzie jedoch auch stabile Faktoren, die den Übergang zu erneuerbaren Energien bremsen, aber nicht stoppen werden:

  • Wirtschaftliche Attraktivität von Solar und Wind: Solarenergie bleibt auch ohne intensive staatliche Unterstützung wettbewerbsfähig.
  • Private Klimaziele: Viele Unternehmen haben sich bereits auf Netto-Null-Emissionen verpflichtet, unabhängig von der Regierungspolitik.
  • Der IRA als stabiler Faktor: Der Inflation Reduction Act hat Investitionen in Höhe von über 220 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien angestoßen, insbesondere in republikanisch regierten Bundesstaaten.

Einfluss auf deutsche Unternehmen und den globalen Energiemarkt

Die protektionistische Handelspolitik, die Trump anstrebt, könnte auch deutsche Unternehmen treffen. Höhere Importzölle auf Produkte aus Europa, insbesondere Solarmodule und Windkrafttechnologie, könnten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Anbieter im US-Markt schwächen. Gleichzeitig könnten sich Chancen ergeben, wenn die USA sich stärker auf eigene Produktion konzentrieren und Deutschland somit andere Märkte erschließt.

Die angekündigten Erleichterungen im Bergbausektor und für fossile Brennstoffe könnten zudem den Wettbewerb um Rohstoffe verschärfen, was die Preise für seltene Erden und Metalle in die Höhe treiben könnte. Für die deutsche Energiewende, die stark auf Solar- und Windkraft sowie auf Energiespeicher setzt, wären diese Preisanstiege eine Herausforderung.

Erneuerbare Energien: Stillstand in den USA, Fortschritt in Deutschland?

Deutschland könnte sich durch die Stagnation der USA als Vorreiter in der globalen Energiewende positionieren. Doch auch hier drohen indirekte Effekte:

  • Wettbewerbsdruck auf erneuerbare Energien: Günstigere fossile Energieträger aus den USA könnten Europa überschwemmen, wenn Trump Exportgenehmigungen vereinfacht.
  • Handelsstreitigkeiten: Ein intensiverer Zollstreit zwischen den USA und China könnte die globalen Lieferketten belasten, von denen auch deutsche Solar- und Windprojekte abhängen.

Andererseits könnten Deutschlands ambitionierte Klimaziele – inklusive des Ausbaus von grünem Wasserstoff – Investoren anziehen, die in den USA auf politische Unsicherheiten treffen.

tl;dr: Herausforderung und Chance für Europa

Ein republikanischer Wahlsieg in den USA birgt für Deutschland Risiken, eröffnet jedoch auch Potenziale. Während die USA ihre Energiepolitik möglicherweise in Richtung fossiler Brennstoffe drehen, kann Deutschland durch eine konsequente Umsetzung seiner Klimaziele und Innovationsförderung als globaler Leuchtturm agieren. Hierzu ist jedoch ein stärkerer Fokus auf Energieunabhängigkeit, resiliente Lieferketten und den Ausbau erneuerbarer Energien notwendig.

Die kommenden Jahre könnten also eine spannende, aber auch kritische Phase für die globale Energiewende werden. Deutschlands Strategie sollte darauf abzielen, trotz internationaler Unsicherheiten eine Führungsrolle einzunehmen und sich stärker von fossilen Importen zu lösen. Denn eines ist klar: Die Energiewende bleibt ein Marathon – und Deutschland hat die Chance, an der Spitze zu laufen.