Auswirkungen auf Europa?

Russland attackiert das Stromnetz der Ukraine – Auswirkungen auf Europa?

Das Handelsblatt berichtete kürzlich über die massiven Angriffe Russlands auf das Stromnetz der Ukraine. Was zunächst nach einem rein regionalen Problem klingt, hat tatsächlich auch Verbindungen zu Deutschland und Europa. Die Wahrheit hinter den Schlagzeilen ist komplizierter, als man vermuten könnte.

Die Ukraine und das europäische Stromnetz

Die Ukraine ist seit 2002 über die sogenannte Burschtyn-Energieinsel und über Stromleitungen aus den Regionen Iwano-Frankiwsk und Lwiw an das kontinentaleuropäische Netz (RGCE) angebunden. Das Wärmekraftwerk Burschtyn mit einer Kapazität von 2,3 GW spielte dabei eine zentrale Rolle: Es lieferte rund 90 % der Stromerzeugung im synchronisierten Teil der Ukraine. Ein weiteres Wärmekraftwerk, Dobrotwir, war primär für den Export nach Polen vorgesehen. Quelle

Diese Verbindung wurde im Jahr 2022 während der ersten Phase des russischen Angriffskrieges entscheidend, als die Ukraine sich aus dem postsowjetischen Stromverbund löste und das europäische Stromnetz als Unterstützer in Krisenzeiten benötigte.

Im Dezember 2023 meldete die ENTSO-E:

„Der ukrainische Übertragungsnetzbetreiber NPC Ukrenergo ist neues Mitglied der ENTSO-E.“

Damit ist die Ukraine nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch Teil des europäischen Verbundnetzes. Erst im Oktober 2024 wurde die Stromexportkapazität von Europa in die Ukraine und nach Moldawien weiter erhöht – ein Zeichen der engen Zusammenarbeit und Solidarität.

Warum das wichtig für Deutschland ist

Die physische Verbindung zwischen dem europäischen und dem ukrainischen Stromnetz sorgt dafür, dass Schwankungen und Probleme in der Ukraine durchaus auch Auswirkungen auf Europa haben können.

Zwar ist es auf der Transparenzplattform der ENTSO-E derzeit nicht möglich, exakte Daten zur Stromanbindung der Ukraine einzusehen. Doch es liegt auf der Hand, dass solche Informationen im Kontext des Krieges nicht öffentlich verfügbar gemacht werden – um Russland keine taktischen Vorteile zu geben.

Ein globales Netz, lokale Konsequenzen

Der Angriff auf das Stromnetz der Ukraine zeigt, wie stark Stromversorgung ein geopolitisches Thema ist. Europa unterstützt die Ukraine durch technische Anbindung und Stromexporte, doch dies erfordert Stabilität im gesamten Netz. Ein massiver Stromausfall in einem Teil des Netzes kann über Frequenzschwankungen und Handelsströme auch Länder wie Deutschland beeinflussen.

In einer zunehmend vernetzten Welt sind lokale Krisen selten nur lokal. Die Abhängigkeiten im Energiesektor verdeutlichen, wie wichtig Solidarität, Resilienz und eine durchdachte Netzplanung sind.

tl;dr

Die Angriffe auf die ukrainische Strominfrastruktur betreffen uns mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Die Verbindungen über das europäische Verbundnetz zeigen, dass Stromversorgung eine gemeinsame Aufgabe bleibt – in Krisenzeiten und darüber hinaus.

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