Der 6. November 2024 hat in den deutschen Medien und der öffentlichen Wahrnehmung für Aufsehen gesorgt. Viele Berichte sprachen von einer sogenannten Dunkelflaute, die das deutsche Stromnetz an diesem Tag getroffen habe. Doch was genau bedeutet Dunkelflaute, und wie lässt sich dieser Begriff präzisieren? Während sich die triviale Definition auf einen Zeitraum bezieht, in dem weder die Sonne scheint noch der Wind weht, fehlt eine mathematisch fundierte Abgrenzung. Dieser Artikel wagt den Versuch, eine solche Definition zu formulieren.

Der 6. November 2024: Zahlen und Fakten

Nach den vorläufigen Erzeugungsdaten des Tages lieferten Windkraft (Onshore & Offshore) und Photovoltaik zusammen lediglich 4,39% des gesamten Stroms in Deutschland. Ein außergewöhnlich niedriger Wert, insbesondere im Vergleich zu den umliegenden Tagen:

Tag Anteil Wind & Solar
03.11.24 30,11%
04.11.24 19,06%
05.11.24 16,31%
06.11.24 4,39%
07.11.24 6,87%
08.11.24 24,05%
09.11.24 13,92%

Diese Daten zeigen, wie dramatisch der Anteil regenerativer Energiequellen am 6. November abgesunken ist – ein echter Ausreißer im Wochenvergleich.

Ein Vorschlag zur Definition von Dunkelflaute

Die Analyse dieser Daten legt nahe, dass man von einer Dunkelflaute sprechen könnte, wenn weniger als 5% des täglichen Strombedarfs durch Windkraft und Photovoltaik gedeckt werden. Warum diese Grenze? Sie erlaubt eine klare, quantifizierbare Abgrenzung, die nicht nur auf subjektiven Wahrnehmungen beruht, sondern auf objektiven Erzeugungsdaten.

Blick in die Vergangenheit: Wie oft gibt es Dunkelflauten?

Ein Blick auf die Daten der ENTSOe (European Network of Transmission System Operators for Electricity) zeigt, dass Tage mit einem Anteil unter 5% in den letzten fünf Jahren extrem selten waren:

Tag Anteil Wind & Solar
06.11.24 4,39%
16.11.21 3,76%
20.11.19 3,99%
24.01.19 4,02%

Die Daten belegen, dass Dunkelflauten im Durchschnitt alle ein bis zwei Jahre auftreten – abhängig vom aktuellen Stand des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Wetterbedingungen.

Perspektiven: Wie gehen wir mit Dunkelflauten um?

Dunkelflauten wie am 6. November 2024 verdeutlichen die Herausforderungen der Energiewende. Gleichzeitig bieten sie eine Blaupause für Verbesserungen:

  1. Ausbau erneuerbarer Energien: Eine Verdopplung der installierten Kapazitäten für Wind und Solar würde die Wahrscheinlichkeit von Dunkelflauten signifikant verringern.

  2. Lastmanagement und Sektorkopplung: Bereiche wie Elektromobilität oder Wärmepumpen bieten Potenzial für Lastverschiebungen, die den Stromverbrauch in Zeiten geringer Produktion reduzieren können.

  3. Speicherlösungen: Langfristige Speichertechnologien könnten dazu beitragen, Schwankungen auszugleichen und Versorgungssicherheit zu garantieren.

tl;dr

Die Dunkelflaute vom 6. November 2024 war eine Ausnahme, die verdeutlicht, wie wichtig robuste Definitionen und Strategien für die Energieversorgung sind. Eine mögliche mathematische Definition – ein Tagesanteil von unter 5% Strom aus Wind und Solar – könnte als Grundlage dienen, um Dunkelflauten klar zu identifizieren und gezielte Maßnahmen abzuleiten.

Mit einem kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien und innovativen Lösungen kann Deutschland diese Herausforderung meistern und die Energiewende weiter vorantreiben.

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