Die Energiewende und die Einführung variabler Stromtarife stellen die Energiewirtschaft vor tiefgreifende Herausforderungen. Eine aktuelle Studie der STROMDAO GmbH beleuchtet, wie sich diese Entwicklungen auf die Beschaffungskosten für verschiedene Verbrauchergruppen auswirken. Hier sind die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen zusammengefasst.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie?
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Systematische Mehrkosten für viele Verbrauchergruppen
Neun von elf untersuchten Standardlastprofilen (SLPs) zahlen bei variablen Tarifen mehr als der Spotmarkt-Durchschnitt. Besonders betroffen sind landwirtschaftliche Profile, die Mehrkosten von bis zu 6,3 % aufweisen.
*„Die pauschale Verpflichtung zum Angebot variabler Tarife führt zu einer problematischen Risikoverlagerung von den Energieversorgern auf die Verbraucher.“ -
Gewinner und Verlierer
Gewerbekunden mit Tageslast (G1) profitieren mit Einsparungen von bis zu 34,89 %. Demgegenüber haben landwirtschaftliche Betriebe deutlich höhere Beschaffungskosten, insbesondere im Profil L1 (Milchwirtschaft). -
Zunehmende Preisspreizung
Die Differenz zwischen den günstigsten und teuersten Profilen hat sich in 2024 auf bis zu 19,26 €/MWh ausgeweitet, ein klares Signal für die Notwendigkeit profilspezifischer Tarifmodelle.
Kritik an der aktuellen Regulierung
Das Energiewirtschaftsgesetz (§41a Abs. 3) verlangt von Energieversorgern, variable Tarife anzubieten. Laut der Studie führt dies zu suboptimalen Ergebnissen:
- Portfolioeffekte werden verloren, da Verbraucher die Risiken direkt tragen.
- Die Systemkosten steigen, da Transaktionskosten und Ausgleichsenergien zunehmen.
Die Autoren empfehlen, die Regulierung zu überarbeiten und stärker auf die Bedürfnisse einzelner Verbrauchergruppen einzugehen:
*„Statt einer pauschalen Tarifverpflichtung sollten differenzierte Regelungen und verpflichtende Risikoaufklärung eingeführt werden.“
Handlungsempfehlungen
Die Studie schlägt konkrete Maßnahmen vor:
- Für Energieversorger: Entwicklung hybrider Tarifmodelle, die langfristige Sicherheit mit kurzfristigen Marktchancen verbinden.
- Für Verbraucher: Gewerbe G1 sollte dynamische Tarife prüfen, während Haushalte eine Mischung aus Fest- und variablen Tarifen wählen könnten. Landwirtschaftliche Betriebe sollten auf langfristige Preissicherheit setzen.
- Für Regulierungsbehörden: Einführung von Vergleichsinstrumenten, die profilspezifische Unterschiede berücksichtigen.
Warum ist das wichtig?
Die Analyse zeigt, dass eine pauschale Einführung variabler Tarife nicht für alle Verbrauchergruppen vorteilhaft ist. Stattdessen sollten Energieversorger und Regulierungsbehörden auf datenbasierte Lösungen setzen, die eine bessere Balance zwischen Markteffizienz und Verbraucherschutz ermöglichen.
Ausblick
Die Zukunft liegt in einer diversifizierten Tariflandschaft, die flexible Beschaffungsstrategien, innovative Technologien und Verbraucherfreundlichkeit kombiniert. Wie die Autoren betonen:
„Nur durch hybride Modelle, die verschiedene Lastprofile berücksichtigen, lässt sich der Spagat zwischen Kosteneffizienz und Risiko minimieren.“
Lesen Sie die vollständige Studie hier, um weitere Einblicke zu erhalten!