Ein Rückblick auf das Strommarkt Forum 2024

Das Strommarkt Forum 2024 der vier Übertragungsnetzbetreiber ist zu Ende, und inhaltlich war es besonders aus soziologischer Sicht spannend. Ein wiederkehrendes Thema: “die anderen”. Immer wieder wurde über verschiedene Akteure gesprochen, über ihre Rolle im Strommarkt und darüber, wie sie eigentlich besser eingebunden werden könnten. Ein Beispiel hierfür ist das Thema Flexibilitäten im Stromnetz – und speziell die vielen Heimspeicher, die mittlerweile in Deutschland installiert sind.

Die ungenutzte Chance der Heimspeicher

Deutschland verfügt mittlerweile über eine beeindruckende Anzahl an privaten Batteriespeichern. Doch deren Besitzer, von denen auf dem Forum kein einziger Vertreter zugegen war, erhalten nicht die richtigen Anreize, ihre Speicherkapazitäten netzdienlich zur Verfügung zu stellen. Stattdessen nutzen sie ihre Speicher vor allem zur Maximierung des Eigenverbrauchs – eine naheliegende Entscheidung, die ihre Investitionen wirtschaftlich optimiert.

Die Folge: In den Morgenstunden wird überschüssiger PV-Strom eingespeichert, und mittags, wenn die Sonne scheint und das Stromnetz unter Druck steht, sind die Speicher voll. Genau in diesen Momenten bräuchte das Stromnetz jedoch dringend Entlastung. Dieses Dilemma ist so alt wie die Heimspeicher selbst – also etwa zehn Jahre.

Fehlende Anreize und die Rolle der Politik

Der Ruf nach Anreizen für netzdienliches Verhalten wurde auf dem Forum mehrfach laut. Doch wer ist zuständig? Die Antwort: der Regulierer, also die Politik. Diese steht nach dem Scheitern der Ampelkoalition ohnehin vor einem Umbruch. Aber wie könnten solche Anreize konkret aussehen?

Ein diskutierter Vorschlag war, keine Vergütung für Überschusseinspeisung zu zahlen, wenn die Strompreise an der Börse negativ sind. Doch dieser Ansatz wirft Fragen auf: Wer soll auf negative Strompreise reagieren, wenn nicht die Besitzer von Speichern? Aktuell passiert dies kaum, da Großverbraucher ihren Strombedarf langfristig decken und wenig Interesse an kurzfristigen Börsensignalen haben.

Gleichzeitig treffen negative Preise vor allem jene, die dynamische Stromtarife nutzen. Denn auch wenn sie theoretisch von günstigen Preisen profitieren könnten, müssen sie weiterhin Netzentgelte und Steuern zahlen – selbst bei negativen Bezugspreisen.

Ein Blick in die Zukunft

Das Strommarkt Forum 2024 war sicher keine Zeitverschwendung, doch in gewisser Weise fühlte es sich wie ein Braten im eigenen Saft an. Ohne die Perspektive der Speicherbesitzer bleibt die Diskussion einseitig. Wenn wir die Energiewende erfolgreich gestalten wollen, müssen wir diese Akteure an den Tisch holen. Ihre Speicher sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung – wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

tl;dr

Die Frage bleibt, wie wir aus technologischem Potenzial echten Nutzen für das Stromnetz und die Energiewende generieren können. Klar ist: Ohne Beteiligung der Speicherbesitzer und ohne Anreize, die Eigeninteresse und Netzdienlichkeit verbinden, werden wir in zehn Jahren noch immer über die gleichen Probleme sprechen.