Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Bürger die Kontrolle über seine Energieversorgung hat. Wo lokale Gemeinschaften gemeinsam Strom erzeugen, verteilen und nutzen. Wo die Energieversorgung dezentral, nachhaltig und kostengünstig ist. Klingt das nach einer Utopie? Es ist näher, als Sie denken – dank des Konzepts des Energy Sharing und der Bildung von Stromkollektiven. Diese Gemeinschaften können einen entscheidenden Beitrag zur Demokratisierung der Energie leisten.

Anforderungen an eine demokratisierte Energieversorgung

Eine demokratisierte Energieversorgung erfordert, dass die Kontrolle über die Energieproduktion und -verteilung in die Hände der Bürger gelegt wird. Dies bedeutet, dass lokale Gemeinschaften die Möglichkeit haben sollten, ihre eigene Energie zu erzeugen, zu verteilen und zu nutzen. Die Energieerzeugung sollte dezentral und nah an den Verbrauchern erfolgen, um die Abhängigkeit von großen, zentralen Kraftwerken zu reduzieren. Bürger sollten aktiv an der Planung, Umsetzung und Verwaltung der Energieprojekte beteiligt sein, und die Prozesse und Entscheidungen rund um die Energieversorgung sollten transparent und nachvollziehbar sein. Die Nutzung erneuerbarer Energien sollte gefördert werden, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Lösung durch Stromkollektive (Energy Sharing)

Stromkollektive bieten eine effektive Lösung, um diese Anforderungen zu erfüllen. Ein Stromkollektiv ist eine Gemeinschaft, die gemeinsam Strom kauft und verkauft, um den Reststrombezug und die zu vermarktenden Überschüsse zu minimieren. Diese Kollektive benötigen eine eigene Verwaltung, die von einem Dienstleister wie der STROMDAO GmbH übernommen werden kann. Die Verwaltung kümmert sich um die Bilanzierung, die Vermarktung überschüssiger Strommengen und den Bezug fehlender Strommengen.

Die Rolle des Initiators

Der Initiator eines Stromkollektivs spielt eine entscheidende Rolle bei der Planung, Organisation und initialen Finanzierung des Projekts. Dies können durchaus die Rebellen von Anfang der 2000er Jahre sein, die damals als erstes Solarmodule auf ihrem Dach installiert haben und damit zu kleinen Berühmtheiten in ihrem Dorf geworden sind. Diese Pioniere können nun ihre Erfahrung und ihr Engagement nutzen, um ein Stromkollektiv zu initiieren. Eine Gemeinde könnte beispielsweise ihre eigenen Liegenschaften zusammenfassen und ein kleines Stromkollektiv aufbauen. Sobald dieses im Wirkbetrieb ist, kann das Kollektiv an weitere Bürger geöffnet werden.

Die Rolle der Mitglieder

Die Mitgliedschaft in einem Stromkollektiv soll mit möglichst wenig Hürden versehen sein. Technisch ist es notwendig, dass ein intelligentes Messsystem (IMSyS) vorhanden ist. Die Mitglieder verpflichten sich, den Strom zu den vier verschiedenen Tarifen zu beziehen bzw. einzuspeisen: Überschüssiger Strom wird in das Stromkollektiv eingespeist und steht anderen Mitgliedern zur Verfügung. Überschüssiger Strom, der nicht innerhalb des Kollektivs genutzt werden kann, wird extern vermarktet. Strom wird aus dem Stromkollektiv bezogen, wenn Überschüsse von anderen Mitgliedern verfügbar sind. Wenn kein Überschuss von anderen Mitgliedern verfügbar ist, wird Strom von externen Anbietern bezogen.

Die Rolle des Dienstleisters

Der Dienstleister spielt eine zentrale Rolle sowohl in der Planungs- als auch in der Betriebsphase des Stromkollektivs. Zu seinen Aufgaben gehören die Durchführung notwendiger Simulationen zur Wirtschaftlichkeit durch eine Ist-Analyse der bestehenden Mitglieder, die kontinuierliche Überwachung der Wirtschaftlichkeit, um sicherzustellen, dass das Stromkollektiv effizient und nachhaltig arbeitet, sowie die Abrechnung und Bilanzierung, die durch den Dienstleister oder in Verbindung mit einem dritten Energieversorger erfolgen.

Die Vorteile von Energy Sharing

Energy Sharing durch Stromkollektive bietet zahlreiche Vorteile. Durch die gemeinsame Nutzung von Stromressourcen können Überschüsse minimiert und der Reststrombezug reduziert werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien wird gefördert, da Stromkollektive oft auf lokale Erzeugungsanlagen wie Solaranlagen oder Windparks setzen. Durch die gemeinsame Beschaffung und Vermarktung von Strom können die Kosten für die Mitglieder gesenkt werden. Jeder kann sowohl Produzent als auch Konsument sein, was die Bürgerbeteiligung und die lokale Kontrolle über die Energieversorgung erhöht.

Herausforderungen und Lösungen

Die Umsetzung von Energy Sharing stellt jedoch auch Herausforderungen dar. Wie speichert man Strom für windstille, bewölkte Tage? Wie motiviert man Unternehmen, in teure neue Technologien zu investieren? Und wie verhindert man, dass die Lichter ausgehen, wenn der Wind nicht weht? Eine Lösung liegt in dezentralen Preissignalen und örtlichen Verbünden von Stromerzeugern und Verbrauchern. Smart Grids und zelluläre Netze können dabei helfen, die Flexibilität von Angebot und Nachfrage zu erhöhen. Auch der Netzausbau und die saisonale Speicherung der sommerlichen Stromüberschüsse spielen eine wichtige Rolle.

Demokratisierung durch Bürgerinitiative

Demokratisierung mit einem Stromkollektiv bedeutet auch, dass diese von den Bürgern ausgehen, ohne die Kontrolle an Dritte wie Stromkonzerne abzugeben. Stromkollektive knüpfen dort an, wo einst die Energiewende begonnen hat, bei den engagierten Vordenkern. Sie bieten genau dieser Gruppe jetzt, wo deren Anlage nach 20 Jahren aus der EEG-Vergütung gefallen ist, einen sicheren Hafen für den Fortbestand.

tl;dr Stromkollektive als wichtiger Beitrag zur Demokratisierung der Energie

Energy Sharing durch Stromkollektive kann einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung der Energie leisten. Durch die gemeinsame Nutzung von Stromressourcen können Effizienz, Nachhaltigkeit und Kosteneinsparungen erzielt werden. Die Herausforderungen sind groß, aber mit den richtigen technischen und regulatorischen Anpassungen können wir ein nachhaltiges und dezentrales Energiesystem schaffen.

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