In Reaktion auf einen kürzlich veröffentlichten Beitrag in “Cashys Blog”, der das Konzept einer Strompreisbörse kurz erklärt, fühle ich mich verpflichtet, einige Punkte anzusprechen, die mir als kritischer Beobachter der Energiepolitik und Gegner von Börsenstrompreisen aufstoßen.

Börsenstrompreis

Zunächst einmal steht für mich fest, dass Börsen prinzipiell dazu dienen sollten, Angebot und Nachfrage in einem Preis abzubilden. Doch das, was derzeit unter dem Deckmantel der Börse praktiziert wird, entspricht nicht dieser klassischen Definition. Die im Beitrag genannten Stromanbieter, die Tarife offerieren, die angeblich an den Börsenpreisen gekoppelt sind, kaufen selbst nicht zu diesen variablen Preisen ein. Stattdessen machen sie ihre Margen über andere Mechanismen, während sie gleichzeitig den Kundenstrom zu Börsenpreisen verkaufen.

Die verzerrte Wahrnehmung der tatsächlichen Marktdynamik ist ein zentrales Bedenken. Aktuell erscheint dies noch relativ unproblematisch, da nur ein Bruchteil aller Stromkunden derartige Tarife nutzt. Breitet sich diese Praxis jedoch aus, droht ein gravierendes Ungleichgewicht. Denn die Fluktuationen und die zu erwartende Volatilität der Preise sind nicht netzdienlich und können sogar dem Allgemeinwohl – oder wie ich es definieren würde: der Gemeinheit – schaden.

Ich hinterfrage vehement die fehlende Netzdienlichkeit dieser Tarifmodelle. Die Netzbetreiber sind auf ein zuverlässiges Fahrplanmanagement angewiesen, das präzise Vorhersagen zur Stromerzeugung und -nachfrage ermöglicht, um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten. Der Stromhandel an der Börse dient hier als wesentliche Informationsquelle. Wenn jedoch eine signifikante Diskrepanz zwischen dem Börsenhandel und dem tatsächlichen Kaufverhalten der Anbieter existiert, wird das Fahrplanmanagement unterminiert.

Für mich ergibt sich daraus das Bild einer potenziell gefährlichen Situation: Die Illusion eines funktionierenden und fairen Strommarktes wird aufrechterhalten, während im Hintergrund die grundlegenden Mechanismen, die für die Netzstabilität sorgen, untergraben werden. Mit einer Zunahme solcher Tarifmodelle könnten Netzbetreiber Schwierigkeiten haben, das Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -verbrauch aufrechtzuerhalten. Dies kann zu einer Überlastung oder Unterversorgung des Netzes führen, was letztendlich allen Verbrauchern zum Nachteil gereicht. Die Unfähigkeit, den Stromfluss effizient zu managen, kann zu erhöhten Kosten und einer geringeren Zuverlässigkeit der Energieversorgung führen.

Man darf auch die Frage der sozialen Gerechtigkeit nicht außer Acht lassen. Variable Tarife können für Verbraucher mit flexiblen Nutzungsmustern und einem hohen Maß an Marktverständnis attraktiv sein. Doch was ist mit jenen, die darauf angewiesen sind, zu festen Zeiten Energie zu verbrauchen? Sie könnten die Leidtragenden einer solchen Entwicklung sein.

In Summe bedarf es also einer sorgfältigen Überprüfung und Regulierung, um sicherzustellen, dass die Transaktionen an der Strombörse transparent sind und das Fahrplanmanagement der Netzbetreiber nicht beeinträchtigen. Es ist essentiell, dass wir ein System fördern, das die Netzstabilität sichert und für alle Verbraucher gerecht ist. Nur dann kann die Vision einer nachhaltigen und resiliente Energieversorgung wirklich Realität werden.

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