Der Energiemarkt befindet sich in einem stetigen Wandel, angetrieben von der Energiewende und den Herausforderungen des Kliwandels. Der traditionelle “Energy-Only” Markt, bei dem lediglich der Preis für die Energiemenge gehandelt wird, stellt zunehmend eine Herausforderung dar. Die Integration erneuerbarer Energien führt zu Unsicherheiten in der Stromversorgung, da deren Produktion nicht immer zuverlässig und planbar ist. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden verschiedene Kapazitätsabsicherungsmöglichkeiten diskutiert, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten.

1. Spitzenpreishedging

Diese Methode nutzt den Preismechanismus, um eine Reservekapazität aufzubauen. Während der “Spitzzeiten”, d. h. bei hoher Nachfrage, wird der Strompreis erhöht, was Anreize für Betreiber fossiler Kraftwerke schafft, ihre Kapazitäten zu aktivieren und somit Engpässe zu verhindern.

Vorteile: Einfache Implementierung, niedrige administrative Kosten. Nachteile: Unsichere Reservekapazität, hohe Preissprünge während Spitzenzeiten, möglicherweise ungenügende Flexibilität.

2. Dezentraler Kapazitätsmarkt

Dieser Markt ermöglicht es regionalen Akteuren wie Netzbetreibern oder privaten Anbietern, ihre verfügbare Kapazität zu bewerben und von anderen Marktteilnehmern zu kaufen.

Vorteile: Förderung der dezentralisierten Energieversorgung, Integration lokaler Ressourcen, höhere Flexibilität durch kleinere Einheiten. Nachteile: Komplexere Koordinierung zwischen regionalen Märkten, potenzielle Informationsasymmetrien, Herausforderungen bei der Preisbildung.

3. Zentraler Kapazitätsmarkt

Hier wird eine zentrale Stelle für den Handel von Kapazitäten zuständig gemacht. Dieser Markt kann sowohl physische als auch virtuelle Kapazitäten abbilden.

Vorteile: Einfachere Koordinierung und Preisbildung, transparente Marktbedingungen, hohe Liquidität durch zentrale Plattform. Nachteile: Potenzielle Verlagerung von Flexibilität in die Hand einer zentralen Instanz, höhere administrative Kosten.

4. Kombinierter Kapazitätsmarkt

Dieser Ansatz kombiniert Elemente aus den vorherigen Modellen. Zum Beispiel könnten regionale dezentrale Märkte existieren, die an einen zentralisierten Markt angebunden sind.

Vorteile: Nutzung der Vorteile von Dezentralisierung und Zentralisierung, Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Anforderungen in verschiedenen Regionen. Nachteile: Komplexere Strukturierung des Marktes, potenziell höhere administrative Kosten.

Die Wahl der optimalen Kapazitätsabsicherung hängt von den spezifischen Gegebenheiten eines Landes oder einer Region ab, z. B. dem Anteil erneuerbarer Energien, der Größe des Stromnetzes und den regulatorischen Rahmenbedingungen.

Die Transformation vom Energy-Only Markt hin zu einem stabileren und flexiblen Energiemarkt ist ein komplexes Unterfangen, das verschiedene politische, technische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Eine Vielzahl von Kapazitätsabsicherungsmöglichkeiten existieren, die jeweils ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Es ist wichtig, dass diese Modelle sorgfältig analysiert und in Abhängigkeit von den lokalen Umständen ausgewählt werden, um eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten.

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