Einleitung
Die Energiewende und die zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung stellen die Branche vor neue Herausforderungen. Insbesondere die Prozesse des Energiemanagements innerhalb von Gebäuden stehen dabei im Fokus. Hier müssen Energieflüsse in Echtzeit gesteuert, bilanziert und transparent dokumentiert werden. Obwohl die zugrundeliegenden Prozesse über verschiedene Regelwerke hinweg ähnlich sind, fehlt es bislang an einer standardisierten, skalierbaren und einfach zugänglichen Lösung. An dieser Stelle setzt das Konzept des “Bilanzkreismanagement Light” an. Es vereint die wesentlichen Anforderungen des Energiemanagements, reduziert die regulatorische Komplexität und bietet eine schlanke und kostengünstige Möglichkeit zur Steuerung der Energieflüsse.
Was ist “Bilanzkreismanagement Light”?
Der Begriff “Bilanzkreismanagement Light” beschreibt eine vereinfachte Form des klassischen Bilanzkreismanagements, wie es auf Ebene der überregionalen Stromnetze angewendet wird. Im Kontext der gebäudeinternen Energieversorgung übernimmt diese Lösung eine ähnliche Funktion, jedoch mit einem klaren Fokus auf die internen Energieflüsse innerhalb eines Gebäudes oder einer Gemeinschaft von Gebäuden. Ziel ist es, die Energiebilanzen von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch in Echtzeit zu überwachen, die Abweichungen zu identifizieren und entsprechende Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.
Die zentralen Komponenten eines “Bilanzkreismanagement Light” sind:
- Echtzeit-Monitoring der Energieflüsse
- Integration von Prognosen für Erzeugung und Verbrauch
- Automatische Korrekturmaßnahmen zur Optimierung des Eigenverbrauchs
- Harmonisierung technischer und kaufmännischer Prozesse
Warum ist eine Open-Source-Lösung notwendig?
Aktuell existieren nur proprietäre Einzellösungen, die meist an bestimmte Hardware oder Softwareumgebungen gekoppelt sind. Dies erschwert die breite Einführung und behindert die Skalierbarkeit. Eine Open-Source-Lösung würde diese Barrieren abbauen und einen vielfältigen Einsatz in der Praxis ermöglichen. Darüber hinaus würden Open-Source-Ansätze die Entwicklung und Anpassung der Lösung durch die Gemeinschaft vorantreiben, wodurch eine ständige Weiterentwicklung der Funktionalitäten gewährleistet wäre.
Ein weiterer Vorteil einer Open-Source-Lösung ist die Transparenz. Unternehmen, Gebäudebetreiber und lokale Energieversorger könnten die Systeme eigenständig prüfen und anpassen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen an ESG-Reporting (Environmental, Social, Governance) von Bedeutung, da Unternehmen vermehrt nachweisen müssen, wie nachhaltig ihre Energieversorgung gestaltet ist. Die Verfügbarkeit von offenen, nachvollziehbaren Systemen trägt direkt zur Erhöhung der ESG-Transparenz bei.
Nutzen eines “Bilanzkreismanagement Light”
Ein “Bilanzkreismanagement Light” bringt für verschiedene Akteure signifikante Vorteile:
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Für Gebäudebetreiber:
- Kostenreduktion durch bessere Nutzung des Eigenverbrauchs
- Erhöhte Transparenz der Energieflüsse und CO2-Emissionen
- Flexibilität durch die Anpassungsfähigkeit der Open-Source-Lösung
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Für Energieversorger und Stadtwerke:
- Vereinfachte Integration der gebäudeinternen Energieflüsse in die übergeordnete Netzplanung
- Harmonisierung der Prozesse zwischen technischer Steuerung und kaufmännischer Abrechnung
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Für Regulierungsbehörden und Gesetzgeber:
- Schaffung einer standardisierten Infrastruktur für das Energie- und Klimamanagement
- Unterstützung der nationalen Klimaziele durch vereinfachte Implementierung von Regelungen nach §42a-c EnWG
Probleme, wenn es keine Open-Source-Lösung gibt
Die Abwesenheit einer offenen und einheitlichen Lösung führt zu verschiedenen Problemen:
- Fragmentierung des Marktes: Proprietäre Lösungen sind oft nur in spezifischen Anwendungsfällen einsetzbar und verhindern eine breitere Adaption.
- Höhere Kosten: Jedes Gebäude muss individuelle Anpassungen vornehmen, was zu hohen Projektkosten und Mehraufwand führt.
- Regulatorische Herausforderungen: Die Vorgaben der §42a-c EnWG erfordern eine Harmonisierung der Prozesse, die durch individuelle Lösungen nur schwer zu erreichen ist.
- Fehlende Interoperabilität: Gebäudebezogene Systeme können oft nicht miteinander kommunizieren, was die effiziente Nutzung von Energieressourcen behindert.
- Mangelnde ESG-Transparenz: Ohne Open-Source-Lösung können Unternehmen kaum sicherstellen, dass ihre ESG-Berichterstattung auf transparenten und validierten Daten basiert.
tl;dr - Ein essenzieller Bedarf
Ein “Bilanzkreismanagement Light” als Open-Source-Lösung ist essenziell, um die Herausforderungen der dezentralen Energieversorgung und der regulatorischen Vorgaben gemäß §42a-c EnWG zu bewältigen. Es ermöglicht eine vereinheitlichte, transparente und skalierbare Plattform, die für verschiedene Gebäudetypen und Nutzungsarten eingesetzt werden kann. Die Vorteile reichen von Kostensenkungen über die Reduktion von CO2-Emissionen bis hin zur Schaffung von Synergien zwischen technischen und kaufmännischen Prozessen. Die Open-Source-Natur fördert zudem die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit der Lösung.
Die Energiewende erfordert neue Ansätze. Ein “Bilanzkreismanagement Light” als Open-Source-Lösung ist dabei ein entscheidender Baustein für eine flexible, effiziente und nachhaltige Energiezukunft.
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