Meine Erkenntnisse über die Zukunft der Energiebranche wurden jüngst durch die Arbeiten des renommierten Energieökonomen Ahmad Faruqui bereichert. Er vertritt die Ansicht, dass sich die Beziehung zwischen Energieversorgern, Regulierungsbehörden und Kunden grundlegend verändern muss. Vor einem Jahrzehnt wurden seine Visionen einer Zukunft, in der jeder Verbraucherin gleichzeitig Erzeugerin ist, eine Welt ohne klassische Stromnetze und Versorgungsunternehmen als Utopie abgetan. Doch die Veränderungen, die er voraussah, sind inzwischen nicht mehr zu übersehen.

In Kalifornien, Faruquis Heimatstaat, ist diese Zukunft bereits im Gange. Mehr als die Hälfte der Anwohnerinnen seines Wohnblocks produzieren mithilfe von Solarpanels auf eigenen Dächern Strom und sogar Batteriespeicher kommen zum Einsatz. Diese “Prosumers” sind Vorreiterinnen in einem sich rasant verändernden Energiesektor.

Doch was bedeutet das für uns? Die von Faruqui identifizierte Kundenrevolution urteilt klar: Die Bürger wollen nicht bloß Konsumenten sein, sie streben nach einer aktiveren, bestimmenden Rolle im Umgang mit Energie. Sie entwickeln ein neues Bewusstsein für Strom, nutzen ihn anders und gestalten sogar seine Verbrauchsmuster um. Wir müssen erkennen, dass keine Kundin dem/der anderen gleicht. Individualität ist Trumpf und verlangt nach einer gleichermaßen individuellen Produktpalette von Seiten der Energieanbieter.

Eine allumfassende technologische Revolution, befeuert durch digitale Innovationen, verstärkt diesen Wandel. Die durchschnittliche Verbraucher*in von heute ist weit entfernt von der passiven “Zählpunkt”-Rolle, die ihnen einst von Versorgern zugewiesen wurde. Der Trend hin zu “Behind-the-Meter”-Innovationen zeigt, dass sich unser Verständnis von Energieverbrauch und -versorgung grundlegend verändert hat.

Die Entfremdung von Energieversorgungsunternehmen scheint unaufhaltsam voranzuschreiten. Kunden überlegen sich kreative Wege, um ihren Energiebedarf außerhalb der althergebrachten Versorgerstrukturen zu managen. In Kalifornien beispielsweise boomt die “Community Choice Aggregation”, die es Gemeinschaften ermöglicht, ihren eigenen grünen Strom zu beziehen und lokale Kontrolle auszuüben.

Doch trotz dieser Transformationsprozesse bewegt sich das regulatorische Rad nur langsam und oft zögerlich. Währenddessen ändert sich die Erwartungshaltung der Kunden rapide. Das alte Spiel zwischen Versorgern und Regulatoren, das scheinbar in der Vergangenheit verhaftet ist, befördert nur das, was einst als “Death Spiral” auf Konferenzen angesprochen wurde – die schleichende Gefahr eines industriellen Niedergangs.

Es ist an der Zeit, dass sich Energieunternehmen neu erfinden und ihre Dienstleistungskultur umfassend verändern. Das Ziel sollte eine kundenorientierte Neuausrichtung sein, die auf den zukünftigen Bedarf von Endverbraucherinnen abgestimmt ist. Der Ratschlag, den ich hier mit Ihnen teilen möchte, ist der gleiche, den Ahmad Faruqui in seinem Artikel betont: Wir müssen weg vom Verharren in der Vergangenheit und die Energiewirtschaft als Dienstleister neu denken, mit Mitarbeiterinnen, die bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen und innovative Wege zu beschreiten.

Die Reise zu einer wirklich kundenzentrierten Zukunft wird beginnen, sobald wir verstehen, dass unser Umgang mit Energie ein Spiegelbild gesellschaftlicher Werte und Bedürfnisse sein muss. In einer Welt, in der Kund*innen einen entscheidenden Impuls für nachhaltige Energiepolitik und Wirtschaftswachstum geben, ist es unsere Aufgabe, zuzuhören und zu handeln.

Dieser Blogbeitrag basiert auf den Einsichten und Erfahrungen von Ahmad Faruqui, deren globale Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Sie laden uns dazu ein, gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie wir als global vernetzte Gemeinschaft der Herausforderung einer nachhaltigen Energiewelt begegnen können.