Am 3. Juli 2024 fand im Ausschuss für Klimaschutz und Energie des Deutschen Bundestages eine öffentliche Anhörung statt, die sich mit den bislang ungenutzten Potenzialen der Abwasserwärme befasste. Der Antrag der Unionsfraktion, betitelt „Ungenutzte Potenziale der Wärme aus Abwasser erschließen“, fordert die Bundesregierung dazu auf, Abwasserwärme als entscheidenden Baustein für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu fördern und strategisch zu nutzen. Der Vorschlag bedeutet, dass bis zu 15 Prozent des Wärmebedarfs im Gebäudesektor durch Abwasserwärme gedeckt werden könnten. Diese Zahl ist beeindruckend, doch die Umsetzung steht vor Herausforderungen.
Die Bedeutung der Abwasserwärme
Abwasserwärme ist eine erneuerbare Energiequelle, die das Potenzial hat, einen signifikanten Beitrag zur Energiewende zu leisten. Gerade in städtischen Gebieten, wo die Dichte der Abwassersysteme hoch ist, kann diese Energiequelle genutzt werden, um den Wärmebedarf zu decken. Tim Bagner, vom Deutschen Städtetag, begrüßt diesen Ansatz und sieht in der Abwasserwärme einen relevanten Faktor, auch wenn er realistischere Schätzungen von etwa fünf Prozent über den Wärmebedarf angibt. Die Entwicklung von effizienten Technologien könnte jedoch diesen Prozentsatz steigern.
Herausforderungen und Hemmnisse
Diese Potenziale bedeuten allerdings nicht, dass die Umsetzung problemlos wäre. Fachleute wie Benjamin Köhler vom Öko-Institut haben drei zentrale Hemmnisse identifiziert: mangelnde Informationen, Wissenslücken bei kommunalen Akteuren und nicht standardisierte Genehmigungsprozesse. Diese Herausforderungen verdeutlichen, dass die Akteure vor Ort nicht nur eine klare Informationspolitik benötigen, sondern auch die nötige Unterstützung, um effektive Strategien zur Nutzung von Abwasserwärme zu entwickeln.
Die Finanzierung stellt ein weiteres großes Thema dar. Volkmar Langefeld von den Stadtwerken Frankenthal spricht von der Notwendigkeit einer stabilen, langfristigen Förderung, um die anfänglichen Investitionen, die für viele Kommunen zu hoch sind, tragbar zu machen. Er schlägt eine gesetzlich geregelte und umlagefinanzierte Förderung vor, um der Unsicherheit bei haushaltsfinanzierten Projekten entgegenzuwirken.
Die Rolle der Kommunen und Bürger
Die Aufmerksamkeit, die dem Thema Abwasserwärme zukommt, ist relevant für die Bürger, da sie sowohl die Kosten für Heizung und Energieverbrauch als auch die ökologische Bilanz ihrer Gemeinden beeinflusst. Eine kommunale Unterstützung und Information ist entscheidend, um diese neuen Technologien zu fördern. Christoph Donner von den Berliner Wasserbetrieben zeigt auf, wie wichtig der Austausch zwischen den Wasserbetrieben und Stadtverwaltungen ist, um die Potenziale effektiv zu nutzen.
Jedoch dürfen die möglichen Risiken nicht vernachlässigt werden. Frank Hennig warnt vor den potenziellen negativen Auswirkungen einer Absenkung der Abwassertemperaturen auf den Klärprozess, was im schlimmsten Fall die Wasserqualität gefährden könnte. Auch Kai Lobo stellt klar, dass Abwasserwärme nicht als alleinige Lösung betrachtet werden sollte, sondern im Mix mit anderen erneuerbaren Quellen.
Fazit
Die Diskussion über die Nutzung von Abwasserwärme ist ein Schritt in die richtige Richtung für die Energiewende in Deutschland. Obwohl alle Beteiligten die Vorteile dieser Ressource erkennen, ist klare Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Städten, Kommunen und Fachleuten notwendig. Um die Potenziale der Abwasserwärme auszuschöpfen, bedarf es einer strategischen Vorgehensweise sowie einer Förderung durch die Bundesregierung. Schließlich können die Bürger von einer grünen Energiezukunft profitieren, die nicht nur kosteneffizient, sondern auch umweltfreundlich ist.
In Zukunft werden wir gespannt beobachten, wie die gefundenen Ansätze und Lösungen in die Praxis umgesetzt werden und ob sie genügend Unterstützung und Akzeptanz finden, um eine nachhaltige und klimaneutrale Wärmeversorgung zu gewährleisten.