In einem kürzlich veröffentlichten Artikel von BR24 wird eine bedeutende Änderung der Netzentgelte durch die Bundesnetzagentur für das kommende Jahr angekündigt. Diese Gebühren machen etwa ein Viertel des Strompreises aus und werden von Gas- und Stromlieferanten an die Betreiber der Stromnetze gezahlt. Diese Kosten werden letztendlich über die Stromrechnung an die Verbraucher weitergegeben.
Ein zentraler Punkt der Änderung ist die Umverteilung der finanziellen Lasten des milliardenschweren Stromnetzausbaus. Bis 2025 sollen Regionen, die überproportional viele erneuerbare Energien wie Photovoltaik- und Windkraftanlagen haben, nicht mehr so stark belastet werden, wie es bisher der Fall war. Insbesondere ländliche Gebiete, die oft mit hohen Netzentgelten belastet wurden, profitieren von diesen Entwicklungen, da sie aufgrund der installierten Anlagen in der Lage sind, einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Im Gegensatz dazu könnten die Strompreise in Großstädten wie München tendenziell steigen. Die Stadtwerke München haben bereits angekündigt, dass die Netzentgelte für Haushaltskunden zum Jahreswechsel leicht ansteigen werden, was möglicherweise auch die Strompreise für die Kunden 2025 beeinflussen könnte.
Meine Meinung zu den Entwicklungen
Viel zu lange wurde das Stromnetz in Deutschland vom Markt als „Kupferplatte“ betrachtet, die es nicht ist. Der Markt soll regeln, was der Netzausbau nicht konnte. Doch bis heute kennt der Markt keine regionalen Unterschiede bei Strompreisen, abgesehen von den Netzentgelten.
Das eigentliche Problem, das wir in Deutschland haben, ist die veraltete Sichtweise, die erzeugte Kilowattstunde Strom als wertvoll zu betrachten, anstatt den Preis aus der Perspektive des Verbrauchers zu analysieren. Dies wird über die Netzentgelte geregelt, was jedoch auf einem freien Markt, in dem Erzeuger und Verbraucher zusammenkommen sollen, nicht ausreichend ist.
Die Mechanismen, um hier einen Ausweg zu schaffen, sind bereits vorhanden. So hat die EEX vor Jahren die sogenannten Price-Coupling-Regions eingeführt, die sich auch auf die nationalen Probleme Deutschlands anwenden lassen. Darüber hinaus bietet der GrünstromIndex eine innovative Lösung, indem er es ermöglicht, vom Erzeuger ausgehend einen Preis bis zum Verbraucher zu ermitteln. Dieser Preis variiert je nach Uhrzeit und Jahreszeit und berücksichtigt den Engpass „Netz“.
Insgesamt stehen wir an einem Wendepunkt, an dem die strukturellen Veränderungen im Stromnetz die Energiewende vorantreiben und gleichzeitig die Interessen der Verbraucher schützen sollten. Nur so können wir sicherstellen, dass der Übergang zu einer nachhaltigeren Energieversorgung sowohl für Erzeuger als auch für Verbraucher fair und effizient gestaltet wird.
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