In einem Szenario, in dem die globale Infrastruktur zusammenbricht, stehen wir vor einer beispiellosen Krisensituation – und die industrielle Landwirtschaft könnte sich dabei als besonders zerbrechlich herausstellen. Der Grund ist einfach: Sie ist eng verzahnt mit unserer Infrastruktur für Energieversorgung und Transport, welche wiederum auf einem komplexen, zentralisierten Netzwerk basiert, das bei größeren Störungen kaum Resilienz aufweist.

Blackout Landwirtschaft

Die Kardinalrolle von dezentraler Energieerzeugung

Wenn wir uns ein solches Krisenszenario vor Augen führen, scheint die dezentrale Stromerzeugung aus Windkraft, Solaranlagen und Biomasse nicht nur wünschenswert, sondern vital. Die Vorteile einer dezentralen Versorgung sind nicht zu unterschätzen: regionale und lokale Produktionseinheiten sind weniger anfällig für systemweite Zusammenbrüche. Sie könnten kontinuierlich Energie für essentielle Dienste wie die Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung bereitstellen.

Eine Frage der Nachhaltigkeit

Meine Definition von Nachhaltigkeit hat dabei immer auch die Resilienz inkludiert – die Fähigkeit, Systeme aufrechtzuerhalten, und zwar auch und insbesondere in Krisenzeiten. Windkraft und Sonnenenergie sind hierbei die Stars auf dem Feld der erneuerbaren Energien. Sie können lokal erzeugt werden und benötigen, einmal installiert, weniger umfangreiche Infrastrukturen. Biomasse als ergänzende Quelle kann aus landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen werden und bietet somit eine doppelte Nutzung der angebauten Ressourcen.

Das Potenzial eines Paradigmenwechsels

Solche dezentralisierten Systeme stellen nicht nur eine Methode dar, uns gegen globale Katastrophen zu wappnen, sondern signalisieren auch einen Paradigmenwechsel. Anstatt sich auf große, anfällige Netze zu verlassen, könnten wir eine robustere Infrastruktur aufbauen, die auf vielen kleineren Einheiten basiert und so die Versorgung sichert. Dies schließt auch die Möglichkeit ein, dass Betriebe ihre eigene Energie erzeugen und verbrauchen.

Das Szenario auf dem Feld: Lebensmittelversorgung im Fokus

Eine stabile Stromversorgung ist für die modernen landwirtschaftlichen Prozesse unverzichtbar, von der Bewässerungssteuerung bis hin zu Kühlketten für die Lagerung von Erntegütern. Fällt das zentrale Netzwerk aus, drohen massive Ernteausfälle und eine Unterbrechung der Lebensmittelversorgungskette.

Die geographische Lage wird hierbei zum entscheidenden Faktor für den Schweregrad der Auswirkungen. Während Kontinente wie Europa und Nordamerika über ausgereifte Infrastrukturen und ein gewisses Maß an Diversifizierung bei der Energieerzeugung verfügen, könnten Regionen in Afrika oder Südasien, die bereits jetzt mit einer instabilen Stromversorgung zu kämpfen haben, von noch schwerwiegenderen Engpässen betroffen sein.

Kontinentale Kontraste

In Afrika beispielsweise, wo eine bedeutende Menge landwirtschaftlicher Flächen noch ohne maschinelle Unterstützung und hochentwickelte Technologien bewirtschaftet wird, könnten die Auswirkungen zweischneidig sein. Einerseits wäre der direkte Einfluss einer Stromkrise auf traditionell betriebene Landwirtschaft geringer, andererseits könnte der Mangel an modernen Technologien, die für eine Effizienzsteigerung und eine Steigerung des Ernteertrags notwendig sind, die Ernährungssicherheit verschärfen.

In Südasien, wo der Agrarsektor eine kritische Rolle für die Ernährung der Bevölkerung spielt, könnten Störungen in der Stromversorgung fatale Konsequenzen haben, insbesondere wenn man bedenkt, wie abhängig dieser Sektor von Pumpsystemen für die Bewässerung ist.

Die Aussichten für die Zukunft

Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen: Ein Schub hin zu mehr dezentralisierter und erneuerbarer Energieerzeugung könnte den Schock eines globalen Infrastrukturausfalls abfedern. Doch der Wandel kommt nicht über Nacht; die ersten Sprösslinge sind bereits erkennbar, aber es gehören umfassende Investitionen und strategische Planung dazu, sie zu starken Bäumen heranwachsen zu lassen, die eines Tages den Sturm überstehen können.

Die Einbindung dezentraler Energieformen in das Rückgrat unserer agrarindustriellen Systeme ist kein rein technologisches Projekt, es ist eine Herausforderung auf sozialer, ökonomischer und politischer Ebene. Zu verstehen, dass Effizienzsteigerungen nicht ausschließlich auf Skaleneffekte beruhen, sondern ebenso auf ausfallsicheren, lokal verankerten Systemen, bedeutet nicht weniger als eine fundamentale Neuausrichtung unserer Energiepolitik.

Es ist höchste Zeit, unsere alte Triebwerke von energetischen Gigantismus auszuchalo Donern und auf die Kraft der kleinen, wendigen und angepassten Systeme zu setzen – nicht nur für die Resilienz unserer Ernährungssicherheit, sondern auch für die Nachhaltigkeit unserer planetaren Zukunftssysteme. Das mag eine Herkulesaufgabe sein, aber für meine Nerven ist es die einzige, die einen ruhigen Schlaf verspricht.

(Basierend auf “The Fragile State of Industrial Agriculture: Estimating Crop Yield Reductions in a Global Catastrophic Infrastructure Loss Scenario”)