Wenn alle 47,7 Millionen Verbrenner gleichzeitig tanken
Der wahre Albtraum der Mobilität!
Kennen Sie das? Der Winter hat Deutschland fest im Griff. Schneeflocken tanzen durch die Luft, die Temperaturen sinken und die Heizungen laufen auf Hochtouren. Doch während wir uns in der warmen Stube einen Tee genehmigen, droht auf den Straßen die ultimative Katastrophe: Millionen von Autos mit Verbrennungsmotor brauchen plötzlich mehr Benzin!
„Was, wenn alle gleichzeitig tanken wollen?“, fragen sich die Experten der Panikförderung. Deutschlands Tankstellennetz, bestehend aus exakt 14.442 Zapfstellen (Stand 2024), wird mit der vollen Wucht von 47,7 Millionen zugelassenen Verbrenner-PKWs konfrontiert. Das sind übrigens 3.300 Fahrzeuge pro Tankstelle. Stellen Sie sich das einmal vor!
Der große Stau vor der Zapfsäule
Stellen Sie sich vor, alle diese Fahrzeuge fahren gleichzeitig zu den Tankstellen. Es bilden sich kilometerlange Schlangen auf der Bundesstraße, die bis in die Wohngebiete reichen. Verzweifelte Autofahrer hupen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Feuerwehrzufahrten sind blockiert, Einfahrten zu Notaufnahmen verstopft. Patienten müssen mit Tragen durch die Menschenmassen geschoben werden, weil die Rettungswagen im Stau stecken.
Der ADAC meldet erste Tankstellenkrawalle, weil Autofahrer um den besten Platz an der Zapfsäule kämpfen. Die Polizei ist mit Megaphonen im Einsatz und fordert die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. „Bitte nur 20 Liter pro Fahrzeug, damit auch die Krankenwagen noch durchkommen!“, ruft der Tankwart ins Getümmel. Erste TV-Sender unterbrechen ihr Programm für Sondersendungen mit der besorgniserregenden Schlagzeile: „Zapfsäulen-Krise 2024: Das Ende der Mobilität“.
Wieso hat das nie jemand hinterfragt?
Doch Moment mal! Wo waren all die besorgten Stimmen, als 2010 in Deutschland 41,7 Millionen Verbrenner auf gerade einmal 14.744 Tankstellen losgelassen wurden? Auch damals mussten sich etwa 2.800 Fahrzeuge eine Tankstelle teilen. Hätte da nicht schon jemand auf die Idee kommen müssen, dass das System zusammenbrechen könnte? Wo war die Talkshow-Debatte über die „Tankstellen-Kollaps-Gefahr“? Wo waren die Experten, die eine flächendeckende Ausweitung des Tankstellennetzes forderten? Sie waren schlichtweg abwesend.
Der Vergleich zur E-Mobilität: Angst, Panik und die schöne Realität
Und jetzt werfen wir einen Blick auf die E-Mobilität. Kaum eine Technologie der letzten Jahre wurde so mit Ängsten überfrachtet wie das elektrische Fahren. „Was passiert, wenn alle gleichzeitig laden?“, fragt der Skeptiker besorgt. Als ob 1 Million E-Autos plötzlich und gleichzeitig mit Kabel in der Hand vor den Ladesäulen auftauchen würden. Dabei gibt es hier eine Besonderheit, die vielen übersehen: Das Stromnetz ist – im Gegensatz zum Tankstellennetz – ohnehin an jedem Haus, jedem Parkplatz und jeder Straßenlaterne vorhanden.
Anders als bei Tankstellen, die ein festgelegtes, statisches Netz darstellen, existieren beim Stromnetz hunderte Millionen potenzieller „Ladepunkte“ – darunter Steckdosen zu Hause, Wallboxen in Garagen und öffentliche Ladepunkte. Während Verbrenner mit maximaler Panik tanken müssen, weil ihre Reichweite plötzlich schwindet, lädt das E-Auto einfach jede Nacht ein bisschen nach. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle E-Autos gleichzeitig laden, ist geringer als die Chance, in einem Monat dreimal vom Blitz getroffen zu werden.
tl;dr: Wo bleibt die Logik?
Warum die Diskussionen um die Belastung des Stromnetzes bei E-Autos überhaupt geführt werden, bleibt ein Rätsel. Wenn das System der Tankstellen, das auf 14.442 Zapfstellen für 47,7 Millionen Autos basiert, niemals hinterfragt wurde, warum dann plötzlich das Stromnetz? Ein Netz, das Millionen Anschlussstellen bietet, das seit Jahrzehnten stabil Strom für Heizung, Licht, Industrie und Küchengeräte liefert?
Wenn wir den Logikfehler einmal aufdecken, ist die Antwort klar: Was das Tankstellennetz kann, kann das Stromnetz schon lange! Keine Panik, kein Drama, keine “Ladehölle”. Während Verbrenner weiterhin an Zapfsäulen Schlange stehen, träumen E-Autofahrer vom nächsten Ladevorgang – im Schlaf, zu Hause, bequem und ohne Wartezeiten.
Also, liebe Kritiker der E-Mobilität: Der Strom läuft, die Ladeangst bleibt stehen.
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