In unserem letzten Beitrag haben wir darüber gesprochen, warum ein Bilanzkreismanagement hinter dem Stromzähler („Behind The Meter“) überhaupt sinnvoll sein könnte. Heute geben wir einen Überblick über die Anforderungen, die unser Beispielsystem erfüllen soll. Es ist ein System, das die grundlegenden Abläufe und Strukturen eines Bilanzkreismanagements in einem vereinfachten Rahmen abbildet. Dabei orientieren wir uns an den Praktiken, die auch die großen Akteure des Energiemarkts anwenden, und adaptieren diese für kleinere Einheiten. Hier sind die Kernanforderungen des Systems:

1. Flexibles Erstellen und Verwalten von Bilanzen

Eine Bilanz bildet die Grundlage des Systems und steht für eine Zeiteinheit von 15 Minuten. Das System muss die Möglichkeit bieten, neue Bilanzen anzulegen, die ab einem bestimmten Zeitpunkt gültig sind. Diese Bilanzen können anschließend auch geschlossen werden, sodass keine neuen Einträge mehr erfolgen. Zusätzlich wird jede Bilanz über eine eindeutige ID und einen sprechenden Namen identifiziert, was eine bessere Übersicht und Verwaltung ermöglicht.

2. Quelle und Verbraucher als flexible, ausgleichsfähige Einheiten

Quellen und Verbraucher sollen im System wie eine Bilanz behandelt werden, wobei jede dieser Einheiten eine Regel für den Ausgleich hat. So können wir definieren, wie und in welchen Intervallen eine Quelle oder ein Verbraucher auf eine übergeordnete Bilanz ausgeglichen wird. Auch für Quellen und Verbraucher gilt eine zeitliche Bindung: Änderungen der Ausgleichsregeln werden immer erst mit Beginn der nächsten Zeiteinheit wirksam.

3. Statusverwaltung: Vorläufig und Endgültig

Eine Bilanz oder Buchung kann nur zwei Zustände haben: „vorläufig“ oder „endgültig.“ Dabei bleibt die Bilanz so lange „vorläufig,“ wie es in ihr Buchungen mit vorläufigem Status gibt. Erst wenn alle zugehörigen Buchungen als endgültig markiert sind, wird auch die Bilanz automatisch als „endgültig“ gekennzeichnet. Das vereinfacht die Kontrolle und gibt jederzeit einen klaren Überblick über den Stand der Abrechnung.

4. Lineare Aufteilung von Energiemengen

Die Energiemengen, die über eine längere Dauer als die definierten 15-Minuten-Intervalle gebucht werden, müssen automatisch aufgeteilt werden. Die Aufteilung erfolgt linear, d. h., das System berechnet automatisch die Energiemenge für jedes Bilanzintervall, um eine konsistente Abbildung zu ermöglichen.

5. Automatische Ausgleichsbuchungen

Ein zentrales Element des Bilanzkreismanagements ist die Erzeugung und Aktualisierung von Ausgleichsbuchungen. Diese Buchungen werden immer dann benötigt, wenn eine Abweichung zwischen der Energiemenge einer Quelle oder eines Verbrauchers und dem definierten Ausgleichsposten besteht. Das System erstellt und aktualisiert diese Buchungen automatisch, sodass alle Energiemengen immer vollständig verbucht sind.

6. REST API für flexiblen Zugriff

Da das System als Beispielimplementierung in einer Vielzahl von Szenarien genutzt werden soll, ist eine REST API vorgesehen. Über diese API können alle Methoden des Systems angesprochen werden: Bilanzen anlegen, Buchungen hinzufügen, Änderungen an den Regeln vornehmen und Salden abfragen. Diese flexible Schnittstelle erlaubt eine einfache Integration in andere Energiemanagement-Systeme und schafft die Grundlage für Erweiterungen.

7. Multimandantenfähigkeit für Datenschutz und Datensicherheit

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Mandantenfähigkeit. Das System muss in der Lage sein, Daten und Berechtigungen so zu verwalten, dass jede Einheit nur Zugriff auf ihre eigenen Bilanzen, Buchungen und Regeln hat. Die Multimandantenfähigkeit sorgt dafür, dass die Energiedaten sicher und isoliert sind und für andere Mandanten unsichtbar bleiben.

8. Automatische Validierung und Konsistenzprüfung

Da das System auf eine exakte Abbildung von Energiemengen und deren Bilanzierung ausgerichtet ist, ist eine integrierte Validierung und Konsistenzprüfung erforderlich. Sie soll sicherstellen, dass keine Buchung ohne passenden Ausgleichsposten bleibt und alle Mengen korrekt erfasst sind. Fehlerhafte Eingaben sollen automatisch erkannt und gemeldet werden.

9. Einfache Datenstruktur und Identifikation

Alle Datenobjekte – seien es Bilanzen, Buchungen oder Regeln – erhalten eindeutige IDs, damit sie eindeutig zugeordnet und verwaltet werden können. Neben diesen IDs wird zusätzlich ein Name als Beschreibung vergeben, der für eine intuitive Nutzung sorgt und als Defaultwert eine sprechende Bezeichnung enthält.

tl;dr

Dieses Anforderungsprofil legt die Grundlagen für ein einfaches, aber wirkungsvolles Bilanzkreismanagement-System, das „Behind The Meter“ eingesetzt werden kann. Die hier beschriebene Struktur und die Anforderungen spiegeln die Prinzipien der großen Akteure wider, übertragen sie aber auf ein überschaubares, verständliches Niveau.

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