Der neueste Stromanbieter-Check von GLOBAL 2000 und WWF hat die österreichische Strombranche genauer unter die Lupe genommen und offenbart dabei ein gemischtes Bild. Nur zwei von insgesamt 125 untersuchten Anbietern, nämlich Alpen Adria Energie und das E-Werk Gröbming, konnten sich in der obersten Kategorie “Treiber der Stromzukunft” positionieren. Sieben weitere Anbieter überzeugten immerhin als “Solide Grünstromanbieter”. Allerdings konnten lediglich neun Anbieter in diesen beiden Top-Kategorien ein sehr gutes oder gutes Umweltrating erzielen.
Ein beachtlicher Teil der Anbieter – 14 an der Zahl – liegt im Mittelfeld als “Stromanbieter im Wandel”. Diese befinden sich auf einem milden Transformationspfad hin zu nachhaltigeren Praktiken. Auf der anderen Seite sind elf Anbieter als “Stromanbieter mit Herausforderungen” eingestuft worden, deren Umweltbilanz als unzureichend angesehen wird. Bedauerlicherweise verweigerten viele weitere Anbieter, die in der Kategorie “intransparent” eingestuft wurden, die Antworten auf den kritischen Fragebogen.
Versäumnisse bei Landes-Energieversorgern
Der Check hebt deutliche Unterschiede zwischen den Landesenergieversorgern hervor. Während die Vorarlberger Illwerke positiv als “Solider Grünstromanbieter” bewertet wurden, erhielten andere Anbieter wie Burgenland Energie, Wien Energie und EVN lediglich die Einstufung “Im Wandel”. Noch kritischer sind die Bewertungen für Energie AG, Kelag und Energie Steiermark, die signifikante Herausforderungen vor sich haben. Besorgniserregend ist, dass einige öffentliche Energieversorger wie die TIWAG oder Salzburg AG keine klare Strategie zur Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 haben und zudem die Auskunft im Stromanbieter-Check verweigerten.
Johannes Wahlmüller von GLOBAL 2000 und Reinhard Uhrig vom WWF kritisieren die Politik scharf dafür, dass sie als Eigentümerin von großen Energieversorgern nicht stärker eingreift und keine deutlicheren Richtungen vorgibt, um die Energiewende zu beschleunigen.
Positive Tendenzen hin zu erneuerbaren Energien
Trotz der Herausforderungen gibt es auch Grund zur Zuversicht: Der Anteil an erneuerbaren Energien im österreichischen Stromverbrauch stieg im Jahr 2023 auf 87,6 Prozent – ein Anstieg um 12 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dies wurde durch den Ausbau von Solar- und Windkraftenergie ermöglicht, sowie durch einen Rückgang des Gesamtstromverbrauchs um 4,5 Prozent.
“Österreich kann die ambitionierten Ziele von 100 Prozent erneuerbarem Strom bis 2030 erreichen, sofern alle Energieversorger engagiert mitziehen”, betont Reinhard Uhrig. Hierbei ist jedoch ein koordiniertes und naturverträgliches Vorgehen unabdingbar, um Projekten, die noch auf groß angelegte, naturbelastende Konstrukte setzen, entgegenzuwirken.
Überblick über den Stromanbieter-Check
Der umfassende Stromanbieter-Check bewertet die Versorger nach Aspekten wie dem Anteil erneuerbarer Energien, der Eigentümerstruktur, Strategie, Zertifikatehandel und der Naturverträglichkeit. Die Ergebnisse und detaillierte Bewertungen sind auf den Webseiten von GLOBAL 2000 und WWF abrufbar.
Diese Analyse bietet Verbrauchern eine wertvolle Orientierung bei der Auswahl umweltfreundlicher Stromanbieter und lenkt den Druck auf die Branche, notwendige Schritte hin zur nachhaltigen Energieversorgung zu unternehmen.
Mehr bei stromhaltig:
- Der GrünstromIndex als lokales Signal des Strommarktes der Zukunft
- Lokale Signale - Option 3 - Flexible Lasten im Engpassmanagement
- Datenbanken für Energiedaten