6. Ergebnisse

Die empirische Analyse der Lastprofile und ihrer Auswirkungen auf die Beschaffungskosten liefert aufschlussreiche Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit verschiedener Beschaffungsstrategien. Um diese Ergebnisse einordnen zu können, ist zunächst ein Verständnis der untersuchten Standardlastprofile erforderlich.

Das Haushaltsprofil (H0) charakterisiert den typischen Stromverbrauch privater Haushalte mit ausgeprägten Verbrauchsspitzen am Morgen und am Abend. Im gewerblichen Bereich unterscheiden wir mehrere Profile: Das allgemeine Gewerbeprofil (G0) bildet den Durchschnittsverbrauch kleinerer und mittlerer Unternehmen ab. G1 repräsentiert Betriebe mit Schwerpunkt während der Kernarbeitszeit (8-18 Uhr), während G2 Unternehmen mit verstärktem Abendverbrauch abbildet. G3 steht für Betriebe mit durchlaufendem Verbrauch, G4 für den typischen Einzelhandel, G5 für Bäckereien mit früher Produktion und G6 für Wochenendbetriebe. Im landwirtschaftlichen Sektor unterscheiden wir zwischen dem allgemeinen Landwirtschaftsprofil (L0), Betrieben mit Milchwirtschaft (L1) und der übrigen Landwirtschaft (L2).

Die Analyse der Beschaffungskosten im Jahr 2023 zeigt einen durchschnittlichen EPEX Spot Preis von 99,39 €/MWh. Bemerkenswert ist die deutliche Spreizung der profilspezifischen Beschaffungskosten: Während das G1-Profil mit 96,66 €/MWh den günstigsten Durchschnittspreis erreichte, lag das L1-Profil mit 105,65 €/MWh deutlich über dem Marktdurchschnitt. Diese Differenz von fast 9 €/MWh verdeutlicht die erhebliche wirtschaftliche Relevanz des Lastprofils.

Im Vergleichszeitraum Januar bis September 2024 zeigt sich ein deutlich niedrigeres Preisniveau mit einem EPEX Spot Durchschnitt von 71,98 €/MWh. Die folgende Übersicht verdeutlicht die Entwicklung der verschiedenen Lastprofile im Vergleich:

Lastprofil 2023 (€/MWh) 2024 (€/MWh) Δ absolut Δ relativ
H0 100,56 72,66 -27,90 -27,75%
G0 98,79 68,61 -30,18 -30,55%
G1 96,66 62,94 -33,72 -34,89%
G2 102,61 73,50 -29,11 -28,37%
G3 99,27 71,25 -28,02 -28,23%
G4 99,72 69,71 -30,01 -30,09%
G5 101,33 72,64 -28,69 -28,31%
G6 100,00 70,99 -29,01 -29,01%
L0 103,72 74,60 -29,12 -28,07%
L1 105,65 76,59 -29,06 -27,51%
L2 102,36 73,27 -29,09 -28,42%

Die Tabelle zeigt eindrücklich die Verstärkung der relativen Spreizung zwischen den Profilen in diesem Zeitraum. Das G1-Profil konnte seinen Kostenvorteil auf 62,94 €/MWh ausbauen, während das L1-Profil mit 76,59 €/MWh weiterhin die höchsten Beschaffungskosten aufwies. Die maximale Preisdifferenz zwischen den Profilen stieg auf 13,65 €/MWh.

Monatliche Preisentwicklung 2024

Monatliche EPEX Spot Preisentwicklung 2024 (€/MWh)

Besonders aufschlussreich ist die monatliche Entwicklung im Jahr 2024. Der Januar startete mit einem hohen Preisniveau von 81,13 €/MWh, gefolgt von einem deutlichen Rückgang auf 64,62 €/MWh im Februar. Die niedrigsten Durchschnittspreise wurden im April mit 62,78 €/MWh erreicht. Ab August zeigte sich wieder ein deutlicher Aufwärtstrend mit Preisen um 80 €/MWh.

Saisonale Charakteristika der Lastprofile

Durchschnittspreise nach Lastprofil 2024 (€/MWh)

Die saisonale Analyse offenbart charakteristische Muster: Gewerbeprofile, insbesondere G1, profitieren stark von niedrigeren Preisen in den Sommermonaten. Im Winter nivellieren sich die Unterschiede teilweise. Landwirtschaftsprofile zeigen durchgängig höhere Beschaffungskosten, wobei die Aufschläge in den Übergangsmonaten besonders ausgeprägt sind. Das Haushaltsprofil H0 weist moderate saisonale Schwankungen auf, tendiert aber in der Übergangszeit zu höheren Preisen.

Extremwerte der Preisspreizung

Die größte Preisspreizung zwischen den Profilen wurde im September 2024 mit 19,26 €/MWh zwischen G1 und L1 beobachtet. Die geringste Spreizung trat im Februar mit 3,87 €/MWh zwischen G3 und L1 auf. Diese Dynamik unterstreicht die zunehmende Bedeutung saisonaler Faktoren für die Beschaffungsstrategie.

Schlussfolgerungen aus der empirischen Analyse

Die empirischen Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Optimierung der Beschaffungsstrategie nicht nur profilspezifisch, sondern auch saisonal angepasst werden sollte. Die beobachteten Kostendifferenzen sind wirtschaftlich signifikant und rechtfertigen den Aufwand einer differenzierten Betrachtung. Besonders bemerkenswert ist, dass die relative Bedeutung der Profilunterschiede auch bei niedrigerem Gesamtpreisniveau bestehen bleibt oder sogar zunimmt.