Lastprofilbasierte Beschaffungskosten im dynamischen Strommarkt
Eine empirische Analyse der Auswirkungen variabler Tarife auf verschiedene Verbrauchergruppen
Executive Summary
Diese Studie untersucht die wirtschaftlichen Auswirkungen der gesetzlichen Verpflichtung zum Angebot variabler Stromtarife (EnWG §41a Abs. 3) auf verschiedene Verbrauchergruppen. Die Analyse basiert auf empirischen Daten der Jahre 2023 und 2024, die mithilfe des STROMDAO Energy Application Frameworks ausgewertet wurden.
Zentrale Erkenntnisse
- Systematische Mehrkosten: 9 von 11 untersuchten Standardlastprofile weisen bei variablen Tarifen höhere Kosten auf als der Spotmarkt-Durchschnitt
- Gewinner und Verlierer: Während Gewerbekunden mit Tageslast (G1) Einsparungen von bis zu 34,89% realisieren können, entstehen für landwirtschaftliche Profile Mehrkosten von bis zu 6,30%
- Zunehmende Spreizung: Die Preisdifferenzen zwischen den Profilen erreichen Spitzenwerte von 19,26 €/MWh und verstärken sich bei sinkendem Gesamtpreisniveau
Kritische Bewertung der aktuellen Regulierung
Die pauschale Verpflichtung zum Angebot variabler Tarife führt zu einer problematischen Risikoverlagerung von den Energieversorgern auf die Verbraucher. Dies resultiert in:
- Verlust von Portfolioeffekten
- Erhöhten Transaktionskosten
- Suboptimaler Risikoallokation
- Steigenden Systemkosten
Handlungsempfehlungen
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Für Regulierungsbehörden
- Überarbeitung der pauschalen Tarifverpflichtung
- Entwicklung verbrauchergruppenspezifischer Regelungen
- Einführung verpflichtender Risikoaufklärung
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Für Energieversorger
- Entwicklung hybrider Tarifmodelle
- Implementierung profilspezifischer Beschaffungsstrategien
- Stärkung des Risikomanagements
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Für Verbraucher
- Gewerbe G1: Wechsel zu variablen Tarifen prüfen
- Haushalte: Kombination aus Grund- und variabler Last
- Landwirtschaft: Fokus auf langfristige Preissicherheit
Wirtschaftliche Relevanz
Die Studie quantifiziert erstmals die profilspezifischen Kosteneffekte variabler Tarife und liefert konkrete Break-Even-Punkte für verschiedene Verbrauchergruppen. Diese Erkenntnisse sind essentiell für:
- Strategische Entscheidungen der Energieversorger
- Regulatorische Anpassungen
- Verbraucherentscheidungen bei der Tarifwahl
Ausblick
Die Zukunft liegt in einer differenzierten Tariflandschaft, die verschiedene Beschaffungsstrategien intelligent kombiniert. Der Erfolg dieser Transformation hängt maßgeblich von der Balance zwischen Markteffektivität und Verbraucherschutz ab.
Diese Studie wurde von der STROMDAO GmbH durchgeführt und basiert auf der Analyse realer Marktdaten aus den Jahren 2023/2024.
Inhaltsverzeichnis
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Einführung in die Thematik der dynamischen Strompreise und deren wachsende Bedeutung im Kontext der Energiewende. Darstellung des Business Case aus Sicht verschiedener Marktteilnehmer und Überblick über Zielsetzung und methodischen Ansatz der Studie.
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Erläuterung grundlegender Begriffe wie Energiepreis und deren Abgrenzung zum Gesamtstrompreis. Detaillierte Darstellung der Preisbildung am Strommarkt und der verschiedenen Beschaffungswege.
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Analyse des Spannungsfelds zwischen hochvolatilen Börsenpreisen und langfristigen Beschaffungsstrategien. Betrachtung der Rolle des Lieferantenwechsels in 24 Stunden (LFW24) und der Energie Service Anbieter (ESA).
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Darstellung der zentralen Herausforderung bei der Analyse von Lastprofilen und deren Auswirkungen auf Beschaffungskosten. Mathematische Formalisierung des Optimierungsproblems.
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Vorstellung des Energy Application Frameworks der STROMDAO GmbH und der verwendeten Datengrundlage. Beschreibung der Berechnungsmethoden und des algorithmischen Ansatzes.
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Präsentation der empirischen Ergebnisse für verschiedene Standardlastprofile im Zeitraum 2023-2024. Detaillierte Analyse der saisonalen Effekte und Preisdynamiken.
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Kritische Diskussion der Implikationen für Beschaffungsstrategien und Break-Even-Analyse. Betrachtung energiepolitischer Aspekte, insbesondere im Kontext des EnWG §41a.
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Zusammenfassung der Kernerkenntnisse und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Handlungsempfehlungen für verschiedene Marktteilnehmer und regulatorische Anpassungsvorschläge.
Autoren:
STROMDAO GmbH
Thorsten Zoerner
Gerhard Weiser Ring 29
69256 Mauer
Deutschland
+49 6226 9680090
Stand: November 2024
Version: 1.0
Abstract
Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen variabler Stromtarife auf verschiedene Verbrauchergruppen im Kontext des Energiewirtschaftsgesetzes §41a Abs. 3. Basierend auf einer empirischen Analyse von Lastprofilen und EPEX Spot Preisdaten für die Jahre 2023 und 2024 werden die tatsächlichen Beschaffungskosten für unterschiedliche Standardlastprofile evaluiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass neun von elf untersuchten Standardlastprofilen bei variablen Tarifen systematische Mehrkosten gegenüber dem Spotmarkt-Durchschnitt aufweisen. Während Gewerbekunden mit Tageslast (G1-Profil) Kostenvorteile von bis zu 34,89% realisieren können, entstehen insbesondere für landwirtschaftliche Profile Mehrkosten von bis zu 6,30%. Die Preisdifferenzen zwischen den Profilen erreichen im Untersuchungszeitraum Spitzenwerte von 19,26 €/MWh.
Die Analyse der monatlichen Entwicklung offenbart ausgeprägte saisonale Effekte und eine Verstärkung der Profilunterschiede bei sinkendem Gesamtpreisniveau. Diese Erkenntnisse stellen die pauschale regulatorische Verpflichtung zum Angebot variabler Tarife in Frage und legen eine differenziertere Betrachtung nach Verbrauchergruppen nahe.
Mithilfe des Energy Application Frameworks der STROMDAO GmbH werden Break-Even-Punkte für verschiedene Beschaffungsstrategien ermittelt und Handlungsempfehlungen für Energieversorger, Verbraucher und politische Entscheidungsträger abgeleitet. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass hybride Tarifmodelle, die verschiedene Beschaffungsstrategien kombinieren, den unterschiedlichen Lastprofilcharakteristika besser gerecht werden als rein variable Tarife.