Einfach erklärt
Die Merit Order ist ein wichtiges Konzept im deutschen Strommarkt. Sie zeigt, wie verschiedene Energiequellen genutzt werden, um die Stromnachfrage zu decken. Dabei spielt es eine Rolle, wie viel es kostet, ein Kraftwerk zu betreiben, wie sich die Strompreise entwickeln und wie viel Strom aus erneuerbaren Energien kommt. Durch die Merit Order können wir verstehen, wie effizient und kostengünstig der Strom erzeugt wird und welche Energiequellen zu welchen Zeiten besonders wichtig sind.
Hinweis
Hintergründe zur Merit Order Analyse und die aufbereiteten Daten sind bei der STROMDAO erhältlich.
Was passiert bei unterschiedlichen Preisen?
Preisspanne (€/MWh) | Wichtige Energiequellen | Wie stark genutzt? | Besonderheiten |
---|---|---|---|
-150 bis -125 | Biomasse, Wasserkraft | Biomasse: 45 %, Wasserkraft: 37 % | Erneuerbare Energien dominieren, wenig Nachfrage |
0 bis 50 | Fossile Energien, Biomasse | Gas: >10 %, Biomasse: stabil | Mehr fossile Energien kommen dazu |
>400 | Gaskraftwerke, Braunkohle | Gas: >21 %, Braunkohle: >60 % | Hohe Nachfrage, fossile Energien dominieren |
Was wir daraus lernen
- Schwankende Preise: Die Strompreise ändern sich stark, von negativen Werten bis zu über 475 €/MWh. Diese Schwankungen sind entscheidend, um die Effizienz der Stromerzeugung zu bewerten.
- Einsatz von fossilen Energien: Gas und Kohle werden bei hohen Preisen sehr wichtig. Biomasse und Wasserkraft sind bei niedrigen Preisen vorne, da ihre Betriebskosten geringer sind.
- Verschiedene Technologien: Je nach Preis kommen andere Energiequellen zum Einsatz. Dies zeigt, wie flexibel der Strommarkt auf Angebot und Nachfrage reagiert.
Wie funktioniert die Merit Order?
Die Merit Order reiht Kraftwerke nach ihren Kosten. Die billigsten Energiequellen wie Wind und Solar kommen zuerst, dann folgen teurere Optionen wie Kohle und Gas. Dabei entscheidet die Reihenfolge darüber, welche Energiequelle zuerst genutzt wird, bis der Strombedarf gedeckt ist.
Was beeinflusst die Nutzung?
- Bei negativen Preisen (-150 bis -125 €/MWh): Biomasse (45 %) und Wasserkraft (37 %) werden am meisten genutzt. Fossile Energien spielen kaum eine Rolle, da sie zu teuer sind.
- Bei mittleren Preisen (0 bis 50 €/MWh): Fossile Energien wie Gas werden wichtiger (Gas: über 10 %). Hier steigt die Nachfrage, und kostengünstige fossile Energien werden gebraucht.
- Bei hohen Preisen (über 400 €/MWh): Gaskraftwerke laufen auf Hochtouren (über 21 %), Braunkohle wird stark genutzt (über 60 %). Dies liegt an der hohen Flexibilität von Gas und der Verfügbarkeit von Kohlekraftwerken.
Wie wirken sich die Energiearten aus?
Biomasse
Biomasse bleibt bei allen Preisen stabil mit etwa 50 % Nutzung. Sie ist wetterunabhängig und planbar. Biomasse spielt vor allem bei niedrigen Preisen eine wichtige Rolle, da sie durch feste Einspeisevergütungen abgesichert ist.
Wasserkraft
Die Nutzung schwankt zwischen 30 % und 40 %, da sie von Niederschlägen abhängt. Sie wird vor allem bei niedrigen Preisen genutzt, da ihre Produktionskosten sehr gering sind. Allerdings ist die Verfügbarkeit von Wasserkraft nicht flexibel steuerbar.
Gaskraftwerke
Gas wird vor allem bei hohen Preisen gebraucht. Es ist teurer, aber flexibel einsetzbar, um Spitzenlasten zu decken. Diese Eigenschaft macht Gas unverzichtbar in Zeiten höchster Nachfrage.
Braunkohle
Braunkohle ist bei hohen Preisen wichtig (über 60 % Nutzung). Sie ist günstig und immer verfügbar. Allerdings hat sie einen hohen CO₂-Ausstoß, was langfristig ihren Einsatz reduzieren könnte.
Steinkohle
Steinkohle wird ähnlich wie Braunkohle eingesetzt, aber nicht so stark. Die Nutzung hängt von internationalen Preisen ab. Sie ist teurer als Braunkohle und daher weniger attraktiv bei mittleren Preisen.
Energiequellen bei Extrempreisen
Sehr niedrige Preise (unter -100 €/MWh):
- Biomasse und Wasserkraft sind gefragt, da sie konstant und günstig produzieren.
- Fossile Energien werden kaum genutzt, weil ihre Betriebskosten zu hoch sind.
Sehr hohe Preise (über 400 €/MWh):
- Gaskraftwerke sind unverzichtbar, da sie flexibel auf Spitzenlasten reagieren können.
- Braunkohle wird stark genutzt, da sie günstig und in großen Mengen verfügbar ist.
- Erneuerbare Energien bleiben wichtig, wenn verfügbar, auch wenn sie oft weniger flexibel sind.
Die Bedeutung erneuerbarer Energien
Erneuerbare Energien wie Wind und Solar haben Vorrang, weil sie günstig und subventioniert sind. Biomasse bleibt stabil, während Wasserkraft je nach Verfügbarkeit schwankt. Mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie könnten fossile Energien immer weiter zurückgedrängt werden.
Fossile Energien sind noch notwendig
Gas und Kohle werden gebraucht, wenn die Nachfrage hoch ist oder erneuerbare Energien nicht reichen. Vor allem bei Preisen über 225 €/MWh spielen sie eine große Rolle. Allerdings steigt der Druck, ihre Nutzung durch Speichertechnologien und Netzausbau zu reduzieren.
tl;dr Ein System im Wandel
Die Merit Order zeigt, wie Strom in Deutschland erzeugt wird. Erneuerbare Energien werden immer wichtiger, aber fossile Energien sind noch unverzichtbar, um die Versorgung zu sichern. Damit die Energiewende gelingt, braucht es mehr Speicher, bessere Netze und flexible Kraftwerke. Die Merit Order bleibt ein spannendes Werkzeug, um den Energiemarkt zu verstehen.
Mit fortschreitender Energiewende wird die Bedeutung der Merit Order weiter zunehmen. Neue Technologien wie Batteriespeicher und Wasserstoff könnten die Rolle von Gas und Kohle ersetzen. Dies würde nicht nur die Preise stabilisieren, sondern auch den CO₂-Ausstoß reduzieren. Für Schüler, die sich für Energietechnik und Wirtschaft interessieren, bietet die Merit Order einen faszinierenden Einblick in die Mechanismen des Strommarktes und die Herausforderungen der Zukunft.
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