In den letzten Monaten haben wir in Deutschland zwei signifikante Ereignisse erlebt, die als Dunkelflauten bezeichnet werden. Diese Ereignisse am 6. November 2024 und 12. Dezember 2024 führten zu extrem hohen Preisen am Spotmarkt. Die STROMDAO GmbH hat sich intensiv mit diesen Vorfällen auseinandergesetzt und dabei einen genaueren Blick auf die Gaskraftwerke in Deutschland und deren Preissensitivität geworfen.
- Dunkelflauten und hohe Spotmarktpreise: Am 6. November 2024 und 12. Dezember 2024 führten Dunkelflauten zu extrem hohen Preisen am Spotmarkt, was die Bedeutung von Gaskraftwerken als preisbestimmende Faktoren hervorhob.
- Preissensitivität von Gaskraftwerken: Ab einem Strompreis von etwa 250 €/MWh (0,25 €/KWh) nehmen kaum noch weitere Gaskraftwerke ihren Betrieb auf und speisen mehr Strom ein.
- Grenzen der Einspeisung: Selbst bei Spitzenpreisen speisen nicht mehr als 53 % der Gaskraftwerke Strom ein, was auf verschiedene betriebliche und wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen ist.
- Refinanzierungskosten: Die Kosten für die Inbetriebnahme eines Gaskraftwerks müssen durch eine längere Laufzeit refinanziert werden, weshalb einzelne Stunden mit hohen Erlösen nicht isoliert betrachtet werden können.
- Langfristige Betrachtung notwendig: Eine langfristige Betrachtung der Kosten und Erlöse ist entscheidend für die Planung und den Betrieb von Kraftwerken, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und zukünftige Dunkelflauten besser zu bewältigen.
Hintergrund: Dunkelflauten und ihre Auswirkungen
Dunkelflauten sind Perioden, in denen die Erzeugung aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft deutlich reduziert ist. In solchen Zeiten spielen Gaskraftwerke eine entscheidende Rolle, da sie gemäß der sogenannten Merit-Order als preisbestimmend für den Strompreis gelten. Die Merit-Order beschreibt die Reihenfolge, in der verschiedene Kraftwerkstypen zur Stromerzeugung herangezogen werden, basierend auf ihren Grenzkosten.
Analyse der Gaskraftwerke
Die Analyse der STROMDAO GmbH basiert auf Daten des Jahres 2024 und untersucht, ab welchem Börsenstrompreis kaum noch weitere Erzeugung durch Gaskraftwerke hinzukommt. Die Ergebnisse zeigen, dass ab einem Strompreis von etwa 250 €/MWh (0,25 €/kWh) kaum noch weitere Kraftwerke ihren Betrieb aufnehmen und mehr Strom einspeisen. Dies bedeutet, dass jeglicher Börsenstrompreis über 250 € scheinbar keinen weiteren Anreizeffekt für Kraftwerksbetreiber hat.
Ursachen und Implikationen
Ein wesentlicher Grund dafür, dass auch bei Spitzenpreisen kaum mehr als die Hälfte der Gaskraftwerke (53 %) Strom einspeist, liegt in den Kosten für die Inbetriebnahme und den notwendigen Refinanzierungszeitraum. Ein Gaskraftwerk muss die Kosten für die Inbetriebnahme durch eine folgende Laufzeit refinanzieren. Einzelne Stunden mit hohen Erlösen, wie sie an den untersuchten Zeitpunkten vorhanden waren, sind daher nicht isoliert zu betrachten. Vielmehr müssen die Strompreise über einen längeren Zeitraum über den individuellen Grenzkosten des Kraftwerks liegen, um einen Einsatz zu rechtfertigen.
tl;dr Preissensitivität von Gaskraftwerken hat ihre Grenzen
Die Analyse der STROMDAO GmbH liefert wertvolle Einblicke in die Preissensitivität von Gaskraftwerken und die Herausforderungen, die mit der Bereitstellung von Strom während Dunkelflauten verbunden sind. Die Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer langfristigen Betrachtung der Kosten und Erlöse bei der Planung und dem Betrieb von Kraftwerken. In Zukunft gilt es, diese Faktoren bei der Gestaltung von Energiemärkten und der Entwicklung von Strategien zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit zu berücksichtigen.
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